Start des Genfer Autosalons: Autos, Drohnen und Trump

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    • Start des Genfer Autosalons: Autos, Drohnen und Trump

      Mit den Pressetagen startet heute der Genfer Automobilsalon. Absatz und Gewinne der Hersteller sind gut, aber die Diesel-Krise und Trump-Drohungen dämpfen die Stimmung.

      Mit dem ersten der beiden Pressetagen beginnt heute der Genfer Autosalon (Publikumstage 8. bis 18. März). Fast zwei Wochen lang dreht sich in den Messehallen Palexpo am Flughafen wieder alles um das Automobil. Mit 180 Ausstellern, 110 Premieren und 700.000 erwarteten Besuchern zählt die Autoschau zu den größten und wichtigsten der Welt. Obwohl mit Opel, das aus Spargründen fernbleibt, Chevrolet, Infiniti und DS einige Hersteller abgesagt haben, sind die Hallen gut gefüllt.
      Viele Autobauer haben neue Modelle im Gepäck. So zeigt Audi erstmals die neue Business-Limousine A6, die zusammen mit dem kleineren A4 das Rückgrat der VW-Tochter bildet. Bei Mercedes erweist sich das viertürige Coupé AMG GT als Hingucker, dazu kommt die die modellgepflegte C-Klasse und die A-Klasse, die erstmals vor einem größeren Publikum präsentiert wird. Porsche lässt den rassigen 911 GT 3 RS vorfahren. BMW bringt den 8er zurück. Die wunderschöne Studie des viertürigen Gran Coupes wird aber wohl nicht vor 2020 kommen. Peugeot zeigt den 508, Volvo präsentiert die Neuauflage des beliebten Familienkombis V60.

      Trumps Drohungen
      Schaut man auf die Lage der Unternehmen, müsste die Stimmung eigentlich prächtig sein. 2017 wurden in Europa 15,1 Millionen Pkw neu zugelassen, so viele wie zuletzt vor zehn Jahren.
      Deutsche Hersteller wie Mercedes und der Volkswagen-Konzern, die bereits ihre Bilanzen vorgelegt haben, können auf Rekordgewinne verweisen. Und auch die Aussichten für das Jahr 2018 sind gut. Der Branchenverband VDA rechnet damit, dass der Pkw-Weltmarkt um ein Prozent auf 86 Millionen Einheiten wachsen wird. In Deutschland sind die Zulassungen im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat sogar um 7,4 Prozent auf 261.749 gestiegen.
      Doch so richtige Partylaune will nicht aufkommen. Da ist zum einen der unberechenbare US-Präsident Donald Trump, der mit seiner nationalistischen und protektionistischen Politik den Freihandel gefährdet. Er drohte nun mit Strafzöllen auf europäische Autos, sollten Gegenmaßnahmen gegen die bereits beschlossene Strafzölle auf Stahl und Aluminium ergriffen werden.
      Betroffen wären vor allem Hersteller wie Audi und Porsche, die über keine eigenen Werke in den USA verfügen. Aber auch etwa BMW und Mercedes, die in den USA vor allem SUVs produzieren, würden ihre Oberklasse- und Luxuslimousinen, die nach wie vor aus Deutschland heraus exportiert werden, wohl schwerer verkaufen können.

      Dieselanteil sinkt weiter
      "Es ist davon auszugehen, dass der Absatz von deutschen Fahrzeugen in den USA einbrechen dürfte und somit auch erhebliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation der Hersteller hätte", sagte Ewald Plum, Leiter der Zoll & Außenwirtschaftspraxis der Kanzlei Rödl & Partner, der Automobilwoche.
      Nach WTO-Recht sei die Verhängung von US-Strafzöllen rechtswidrig und dürfte daher zu einer Klagewelle der Mitgliedstaaten führen. "Ein Handelskrieg zwischen den USA und Europa muss auf jeden Fall vermieden werden. In einem solchen Handelskrieg gibt es nur Verlierer, auf allen Seiten", sagte VDA-Präsident Bernhard Mattes.
      Auch die Zukunft der Diesel-Technologie beschäftigt die Autobauer. So sind die Zulassungszahlen für Selbstzünder in Europa im vergangenen Jahr dramatisch zurückgegangen. In den Top-5-Märkten der EU betrug das Minus zwölf Prozent. In Deutschland waren es 18, in Großbritannien sogar 26 Prozent. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das Fahrverbote für Diesel grundsätzlich erlaubt, dürfte diese Entwicklung noch deutlich beschleunigen.

      Viele E-Autos als Konzeptfahrzeuge
      Trotzdem haben die Hersteller den Diesel noch nicht abgeschrieben. "Wir müssen aufhören ihn zu diskreditieren", sagte VW-Markenchef Herbert Diess beim Vorabend des Konzerns. Für hohe Laufleistungen von 30.000 bis 40.0000 Kilometer pro Jahr sei dies immer noch der effizienteste Antrieb. Zudem werde es ohne Diesel schwierig, die CO2-Ziele zu erreichen. Mercedes geht einen anderen Weg und kombiniert erstmals Diesel- und Elektromotor als Plug-In-Hybrid. Mit an Bord ist der besonders saubere OM 654. „Das kann vor allem für Kunden interessant sein, die lange Strecken fahren und trotzdem lokal emissionsfrei fahren wollen", sagte ein Daimler-Sprecher. Die Technologie soll zunächst Einzug in die C- und E-Klasse finden.
      Bei der Elektromobilität zeigt sich ein zweigeteiltes Bild. Deutsche Hersteller wie Mercedes (EQC und EQA), Audi (A6 e-tron Quattro) oder Porsche (Mission E) haben E-Autos für die nahe Zukunft angekündigt und zeigen diese zum Teil als Konzeptfahrzeuge. VW etwa präsentiert erstmals den I.D. Vizzion, der 2022 in der elektrischen Oberklasse angreifen soll. Volkswagen-Chef Matthias Müller stellte die urbane Mobilität gar ins Zentrum seiner Rede am Konzernvorabend und kündigte weitere Partnerschaften mit Städten nach dem Vorbild Hamburgs an.

      Exotische Sportwagen und Drohnen
      Doch mit kaufbaren Modellen können vor allem die ausländischen Hersteller aufwarten. So zeigt Hyundai mit dem Kona ein gefälliges SUV, das eine rein elektrische Reichweite von 470 Kilometern verspricht. Auch Jaguar startet den Gegenangriff auf Tesla. Mit dem I-Pace kommt ein E-Geländewagen auf den Markt, der dem Model X erstmals ernsthaft Konkurrenz machen könnte. Immerhin konnte Tesla von dem Edel-SUV im vergangenen Jahr rund 12.000 Stück in Europa verkaufen, so viel wie Porsche vom Cayenne.
      Natürlich sind in Genf auch viele exotische Sportwagen und Kuriositäten zu sehen. So bietet die Karosserieschmiede Touring Maserati-Kunden an, ihren handelsüblichen Maserati Gran Turismo in 4000 Arbeitsstunden komplett umzubauen. Dann entsteht daraus ein „Sciadipersia“ – eine Reminiszenz an den 5000 GT, den ersten V8 Maserati, den sich der Schah von Persien vor 60 Jahren bestellte. Auch die dritte Dimension bewegt die Autohersteller. So zeigt die VW-Konzerntochter Italdesign eine verbesserte Version der mit Airbus entwickelten Drohne PopUp, die einen fahrbaren Untersatz in die Luft bringt. Pal-V zeigt ein Straßenfahrzeug, das sich mittels eines faltbaren Rotors in einen Hubschrauber verwandeln lässt. Zuletzt hatte Porsche angekündigt, sich wie viele andere Autobauer intensiv mit der Technologie für Lufttaxis zu beschäftigen.

      Quelle: automobilwoche.de

      Gruß
      Uwe