VW-CHEF HERBERT DIESS Ein wahrer Elektro-Freund

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    • VW-CHEF HERBERT DIESS Ein wahrer Elektro-Freund

      Viele VW-Manager rätseln noch, welchen Kurs ihr neuer Chef Herbert Diess dem Konzern verordnen wird. Bei aller Ungewissheit steht zumindest eines fest: Diess wird den größten Autokonzern der Welt mit Vehemenz auf Elektromobilität trimmen. Er könnte als Wegbereiter der Elektromobilität sogar Tesla-Chef Elon Musk in den Schatten stellen.

      Wenige Tage erst ist die Wahl von Herbert Diess zum neuen Vorstandschef des Volkswagenkonzerns her. Während die Öffentlichkeit das Thema schon weitgehend abgehakt hat, gehen die Veränderungen für das VW-Management erst so richtig los. Die Wechsel auf den Posten des Chefs und weiterer Vorstände ziehen viele Umbauten und Strategieänderungen auf unteren Management-Ebenen nach sich. Die Unruhe dort ist groß: Wohin mag der neue Chef den Tanker mit seinen rund 600.000 Mitarbeitern steuern?

      Bei aller Ungewissheit steht zumindest eines fest: Diess wird den größten Autokonzern der Welt mit Vehemenz auf Elektromobilität trimmen. Anders als bei vielen seiner Kollegen scheinen seine Aussagen über das E-Auto keine Sonntagsreden zu sein. „Diess ist das Elektroauto eine Herzensangelegenheit“, sagt ein Wegbegleiter. „Das war in seiner Zeit bei BMW so und das gilt jetzt umso mehr.“ Sollte Diess den neuen Antrieb bei Volkswagen so konsequent fördern, wie von ihm versprochen, könnte er wie Tesla-Chef Elon Musk zu einem der wichtigsten Wegbereiter des elektrischen Autofahrens werden.

      Musk kommt der Verdienst zu, die Technik auf die Agenda der großen Autobauer gebracht zu haben. Diess könnte die nicht minder wichtige Rolle zufallen, die Technik aus dem Luxus-Segment zu befreien und für die Masse der Autofahrer verfügbar zu machen – sie im besten Fall so weit zu entwickeln, dass das E-Auto die günstigere Alternative zu Benziner oder Diesel ist. Tesla will das mit dem Model 3 zwar auch schaffen, doch die Produktionsprobleme bei den Kaliforniern lassen ahnen, dass Volkswagen diese Rolle womöglich viel besser ausfüllen wird. Günstig Teile einkaufen und daraus solide Autos in hohen Stückzahlen bauen, das können die Wolfsburger. Und zwar weltweit, in Europa genauso, wie in den E-Auto-Leitmärkten China und USA.

      Diess hat schon als Chef der Konzern-Marke VW – den Posten, das er bis zur Ernennung zum Vorstandschef innehatte – die Marschrichtung klar vorgegeben: Bis 2025 soll VW die weltweit führende Elektroauto-Marke sein. Aber ist das überhaupt möglich bei einem Konzern, der bislang nur den Golf und den Kleinstwagen Up! als E-Variante verkauft? Diese Autos sind quasi elektrisch umgebaute Standard-Autos. Gut gemacht, aber doch eher eine Notlösung, um überhaupt etwas Elektrisches im Portfolio zu haben. Um wie viel weiter sind da Tesla oder Renault-Nissan mit ihren insgesamt sechsstelligen E-Auto-Verkaufszahlen. Und dennoch: Auto-Experten, Marktforscher und Analysten sind sich weitgehend einig: Wenn VW jetzt keine großen Fehler macht und Kurs hält, kann sich der Konzern vor allem durch seine Marktmacht und sein technisches Know-how weltweit an die Spitze setzen.
      Eine Recherche früherer Aussagen von Diess über Elektromobilität zeigt: Der Österreicher ist schon seit über zehn Jahren ein Verfechter des Elektroautos. Wie kaum ein anderer Automanager warb er konsequent für das elektrische Fahren und untermauerte das durch milliardenschwere Management-Entscheidungen.

      Schon 2008 sprach Diess als damaliger Einkaufsvorstand von BMW von einem „Technologiebruch“ durch das Elektroauto. Der könne so gewaltig sein, dass sich die Machtverhältnisse zwischen Herstellern und Zulieferern verändern: Wenn die Hersteller es versäumten, eigene Kompetenzen beim E-Antrieb aufzubauen, würden Zulieferer stark an Einfluss gewinnen. Diess‘ Fazit: „Der Elektro-Antrieb ist eine Kernkompetenz, die wir nicht aus der Hand geben werden. Ob dies dann der Motor, der Speicher oder die Elektronik sein wird, muss sich zeigen. Aber wir werden ein solches Differenzierungsmerkmal nicht an einen Lieferanten delegieren.“ Diess zeigte sich bereit, wenn nötig auch Zulieferer mit Elektro-Knowhow zu übernehmen.

      In den folgenden Jahren half Diess als BMW-Vorstand, den Weg für die visionären elektrischen BMW-Modelle i3 und i8 zu ebnen. Anders als bei VW und Daimler, wo mit vergleichsweise geringen Mitteln bestehende Modelle elektrisch umgerüstet wurden, entschied sich BMW für völlig neue Fahrzeugarchitekturen aus dem Leichtbau-Material Carbon und beschritt damit den mutigsten und teuersten Weg zum elektrischen Fahren. Allein drei Milliarden Euro sollen in die Entwicklung des i3 geflossen sein und damit rund drei Mal so viel, wie Hersteller üblicherweise für ein neues Modell ausgeben.

      Wie Diess für den Elektroantrieb warb

      Das Projekt war BMW-intern zeitweise hoch umstritten. Doch Diess, der als Einkaufsvorstand an Knausrigkeit kaum zu überbieten war, kämpfte für die Milliarden-Investitionen und war mehr als stolz, als er schließlich 2012 eine Carbonteile-Fabrik in Landshut eröffnen konnte: „Der i3 und der i8 sind die Speerspitze, mit der BMW in ein neues Zeitalter eintritt, in das Zeitalter des emissionsfreien Fahrens. Mit diesen Modellen geben wir der Zukunft ein Gesicht.“

      Noch im selben Jahr appellierte Diess an die Bundesregierung, sich zum E-Auto zu bekennen: Elektromobilität sei kein Wettbewerb der Unternehmen, sondern der Volkswirtschaften, sagte er. Da sei auch die Politik in der Pflicht. So habe in Japan die Regierung in der Vergangenheit ein klares Bekenntnis zur Hybrid-Technologie abgelegt und diese gefördert. Mit einem Marktanteil von 95 Prozent bei der Hybrid-Technik sei Japan nun weltweit führend.

      Allen E-Auto-Zweiflern, die vor einem unbegründeten, medialen Hype der Elektromobilität warnten, sagte Diess schon vor fünf Jahren: „Die Autowelt wird sich in den nächsten zehn bis 15 Jahren mehr verändern als vielleicht in den letzten 50 Jahren.“ Und er warb wieder einmal eindringlich für den Elektroantrieb: „Um die Elektrifizierung der Autos gibt es keine Diskussion mehr, daher werden sich beide Ansätze durchsetzen. Reine Elektrofahrzeuge für Ballungsräume und in Ländern, die emissionsfreie Fahrzeuge fordern. Außerdem Plug-in Hybride, also Autos, deren Batterien an der Steckdose aufgeladen werden können. Diese Fahrzeuge verfügen über 40, 50 oder 60 Kilometer rein elektrische Reichweite und können durch den Verbrennungsmotor außerdem die heute vom Kunden gewohnten Strecken zurücklegen.“

      Als habe Diess damals schon den VW-Dieselskandal und die drohenden Fahrverbote in Innenstädten kommen sehen, sagte er: „Wir müssen auf das regulatorische Umfeld reagieren. In London gibt es schon Einfahrtsbeschränkungen für normale Verbrennungsfahrzeuge.“

      Kaum war Diess vom Posten des BMW-Vorstands auf den Chefsessel der Marke VW gewechselt, schlitterte Volkswagen in den Dieselskandal. Diess verstand den Skandal schnell als Chance für einen entschiedenen E-Auto-Kurs. Um das Image des Herstellers zu retten, sollte es in der Kommunikation künftig nicht mehr um Abgase gehen, sondern um emissionsfreie Batterieautos. „Besonders emotionale“, elektrische Autos wolle er auf die Straße bringen, sagte Diess einige Monate nach dem Bekanntwerden des Skandals, „mit rein elektrischen Reichweiten bis 500 Kilometern“. Bis 2020 solle es 20 neue Elektro- und Hybridmodelle von VW geben. Volkswagen, und nicht etwa Tesla oder BMW solle das Maß der Dinge im Stromzeitalter sein.

      Nebenbei wurde Diess auch noch zum Kämpfer gegen klimaschädlichen Kohlestrom. Wohl wissend, dass E-Autos auf Dauer nur akzeptiert werden, wenn der Strom, den sie tanken, sauber ist, sagte Diess im vergangenen Jahr: „Es muss geklärt werden, wie wir zukünftig zu mehr grünem Strom kommen. In Deutschland halten wir noch stark an der Verstromung von Kohle fest. In China geschieht gerade das Gegenteil.“

      Doch trotz Dieselkrisen-bedingtem Turbo geht es Diess noch zu langsam mit den E-Mobilen: „Wir müssen Tempo machen und deutliche Akzente setzen, insbesondere bei der Elektromobilität, der Digitalisierung und neuen Mobilitätsdiensten“, schrieb Diess vor wenigen Tagen an hunderttausende VW-Mitarbeiter.
      Ob VW in zehn Jahren noch am Markt ist, entscheidet sich nach Ansicht von Diess am E-Auto. Gefragt, was ein Weltmarktführer in zehn Jahren können muss, sagte er im vergangenen Jahr: „Er muss die Autos im Antriebsstrang elektrifizieren und damit auf den wichtigsten Märkten der Welt bestehen können.“

      Quelle: wiwo.de
      Gruß
      Uwe
    • Bleibt nur zu hoffen, dass die Aktionäre das mitmachen.
      Besonders die, die nur den schnellen Gewinn suchen und die, die nichts im Kopf haben. :dash:
      Gruß Bernhard

      Wir waren dabei ! eGolf Treffen am Bodensee 2016, in Moers 2017, in Ha.-Mü. 2018, 2019, 2021, Heilbronn 2020, 2022 und 2023, Rutesheim 2021, Mühbrook 2022.
      ID. Buzz ab 05. 2023, eGolf ab 03.2015
    • Das klingt soweit alles ganz vernünftig. Herr Diess scheint die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt zu haben.

      Trotzdem glaube ich, dass VW zu spät dran ist, um das alles so umzsetzen, wie Herr Diess sich das vorstellt. Nicht was die kommende breite Modellpalette an Elektroautos angeht. Da ist der VW ja auf einem guten Kurs.

      Aber aktuell wird das Know-How eingekauft. Akku, E-Motoren und Steuerelektronik werden zugekauft, da ist meines Wissens nichts groß selbst entwickelt. Und damit befindet man sich mit zunehmenden Produktionszahlen auch immer mehr in der Abhängigkeit von Zulieferern.

      Um selbst neue Technologien zu entwickeln, bedarf es schon sehr großer Anstrengungen. Da sind Zulieferer bereits weiter. Und das Know-How durch die Übernahme von Zulieferern einzukaufen dürfte schwierig werden, wenn das meiste aus Fernost kommt. Dass selbst Bosch aus der Entwicklung von Akkus ausgestiegen ist halte ich für bedenklich, es ist aber ein klares Zeichen, wie die Chancen da stehen.
      Gruß, Karsten

      seit 30.11.2018 elektrisch unterwegs, mittlerweile mit e-Golf Nummer zwei :love:
      Zusätzlich im Haushalt: VW e-Up, BMW i3 60 Ah, Tesla Model3, Renault Megane e-Tech
    • Genau die Aussage ist falsch.
      Open/GM, Hyundai und Kia haben das Wissen und die Komponenten eingekauft und zwar bei LG. Smart kauf bei Renault ein, Mercedes bis vor kurzem bei Tesla.

      VW macht im gegensatz dazu alles selbst.
      e-Golf MJ15 ab 16.02.15
      e-Golf MJ18 ab 22.01.18
      e-Golf MJ18 ab 02.03.18
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    • Ok, lesen bildet... :search:

      VW stellt seine Elektromotoren, wie BMW wohl auch, selbst her. Das ist schon mal erfreulich.
      Aber Akkus kaufen doch wohl alle zu, oder liege ich da auch falsch?

      Nichtsdestotrotz sehe ich den obigen Artikel mit gemischten Gefühlen.

      Der Markt für Elektroautos ist jung. Es wird heftig an neuen Technologien geforscht. Das ist eine Chance für alle, nicht nur für die etablierten Automobilhersteller und Zulieferer.
      Einfach wie selbstverständlich davon ausgehen, dass man mit seiner vorhandenen Marktmacht auch weiter vorne mit dabei sein wird (wie es zu Matthias Müller- Zeiten üblich war), wird nicht funktionieren.
      Gruß, Karsten

      seit 30.11.2018 elektrisch unterwegs, mittlerweile mit e-Golf Nummer zwei :love:
      Zusätzlich im Haushalt: VW e-Up, BMW i3 60 Ah, Tesla Model3, Renault Megane e-Tech
    • Ich habe mal im erweiterten Bekanntenkreis mit einem gesprochen, der arbeitet für eine Firma in der Forchheimer Gegend. Die stellen den Motor für den i3 her und der meinte, dass diese Firma die Herstellung UND Entwicklung nach BMW Vorgaben übernommen hat, BMW dies aber für sich proklamiert. Was daran wahr ist, kann ich allerdings nicht beurteilen.
      Gruß,
      Stephan

      Kraft macht keinen Lärm, sie ist da und wirkt. - Albert Schweitzer
    • Es gibt mehrere Modell beim Entwickeln. Eines ist, man schreibt die Vorgaben, eine Firma bewirbt sich, entwickelt und baut nach diesen Vorgaben aber unter eigener Verantwortung. Eine andere ist, man sucht sich Personal zum Entwickeln, und danach eine Firma zum bauen. Beides kann von der selben Firma geleistet sein, ist dann aber ein anderes Modell, bei dem man problemlos behaupten darf, es selbst entwickelt zu haben. Und es gibt sicher noch sehr viele andere Möglichkeiten, jede mit anderen rechtlichen Vorgaben.
    • Na ja, so wahnsinnig viel gab es beim Thema E-Mobilität in Deutschland ja nicht zu spionieren, Andreas.
      Und wie ein Elektromotor funktioniert ist auch schon ein paar Jahre bekannt - nicht nur in Deutschland.

      Aber sie habe erst gar nicht versucht unsere High-Tec-Verbrenner zu kopieren, weil es eine sterbende Technik sein wird.

      Und auf bei den neuen Antriebstechniken werden die Karten jetzt neu gemischt ...
      Gruß Dieter
    • Im chinesischen Markt werden die chinesischen Hersteller dominieren. Da tummeln sich jetzt bereits Hersteller, von denen wir bislang noch nie etwas gehört haben, geschweige denn, dass wir ihre Namen unfallfrei aussprechen können. Die wirklich spannende Frage aber ist: genügt ihnen der Heimatmarkt oder nehmen sie auch Märkte auf anderen Kontinenten ins Visier? Zurzeit sind die chinesischen Autobauer, da noch sehr zurückhaltend. Gottseidank, möchte man sagen.
      Viele Grüße
      Norbert
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      02/2021 - VW ID.3 Pro Max | E-Autobiografie


      Teilnehmer e-Golf-Treffen MO (2017), HMÜ (2018/2019/2021)
      , HN (2020), Mühbrook (2022)
    • Oder man kauft sich Automobilspezialisten aus Deutschland ein. Autos können die Chinesen schon bauen. Ich war bei einer Nürnberger Firma angestellt. Wir haben dort Software für "Great Wall Motors (China)" für einen SUV mit Doppelkupplungsgetriebe geschrieben. Bei der Software dafür fehlt den Chinesen das "Know how". Die setzen schon noch auf Verbrennerautos. Die Prototypen waren schon feine Autos. Ich habe sie gerne gefahren. Einem Kollegen hatten sie ein fürstliches Gehalt geboten, wenn er nach China wechselt. Es gibt einige Deutsche dort in den Führungsebenen. Der Antriebstrang für EMobile ist allerdings wesentlich unkomplizierter zu entwickeln.

      Grüße
      Andreas
    • boschinger schrieb:

      Allein drei Milliarden Euro sollen in die Entwicklung des i3 geflossen sein
      Oh diese ... Schreiberlinge. So wie ich die Autoindustrie kenne, kostet ein komplett neues Auto mindestens so viel (3 - 5 Mrd€). Wird nur keiner offen zugeben.
      Umgekehrt, wenn man diese Zahlen kennt und sieht, wie jeder große Hersteller immer noch ein neues Modell zwischen die vorhandenen Linien quetscht - dann haben die eingentlich das Geld dafür. Nur nicht den Mut, mal was ganz anderes zu machen ( ... wie den i3, für dessen Idee ich sie hoch loben möchte, auch wenn ich pers. ihn nicht so mag).
      Viele Grüße Jürgen

      Happy elektrisch seit 19.11.18 :D
      Seit 31.12.2013 Model Y Besitzer.