Ich schildere hier mal unsere Erfahrungen mit dem e-Golf unter rein praktischen Gesichtspunkten - Grundsatzdiskussionen zu e-Mobilität, Ökobilanzen etc. pp. mal ganz außen vor gelassen.
Wie ich hier ja schon erwähnte, sind wir zum Kauf des e-Golf 300 ein bisschen wie die Jungfrau zum Kinde gekommen - ein neuer Zweitwagen als Ersatz für einen alten Diesel musste her, und die Abwrackprämie führte uns u.a. zu VW (wir hatten zuvor noch nie einen VW gekauft). Angedacht war zunächst ein ganz normaler Tiguan. Aber das Thema "e-Auto" hatten wir durchaus schon latent im Hinterkopf, nach der ganzen Plakettendiskussion der letzten Zeit. Also mal einen e-Golf durchgerechnet, und verblüfft festgestellt dass der uns dank der Prämien unter dem Strich eigentlich nicht teurer kommt als ein vergleichbar ausgestatteter normaler Golf. Den Listenpreis wären wir allerdings niemals zu zahlen bereit gewesen. Nicht für einen Golf
So aber spontan entschlossen: "wir probieren es einfach mal aus". Schließlich kann man über nichts urteilen, was man nicht aus eigener Erfahrung kennt, und das gilt auch für die e-Mobilität.
Meine Sichtweise ist also nicht die eines eingefleischten "e-Ideologen", sondern eher neutral und unvorbelastet - aber auch mit Spaß am Fahren leistungsstarker moderner Verbrenner. "Quereinsteiger" sozusagen
An dieser Stelle auch nochmal ein Lob an dieses Forum - ohne die Informationen, die ich von Euch bekommen habe, hätten wir das Auto nicht gekauft. Und auch nach dem Kauf findet man hier einen tollen Support
Jetzt haben wir die ersten 1000 km mit unserem e-Golf zurückgelegt, und die Zwischenbilanz lautet:
Positiv:
- Ein tolles Stadtauto, gerade auch wegen des e-Antriebs (direktes Ansprechen, keinerlei Schaltvorgänge - selbst die tolle 8-Gang Automatik von ZF kann dagegen nicht anstinken).
- Voll alltagstauglich - alle Welt redet davon, dass es solche e-Autos geben müsste, dabei gibt es sie doch offensichtlich schon längst
- Recht flott (wenn auch nicht der Rennwagen, als der er gerne dargestellt wird - alles wohl eine Frage der Maßstäbe ).
- Er glänzt gerade da, wo der Verbrenner mir als Ingenieur leid tut, stinkt und säuft (Kaltstarts, Kurzstrecken) - für unser derzeitiges Pkw-Einsatzprofil ist der e-Golf insofern die perfekte (!) Ergänzung zum Verbrenner.
- Unkompliziert an der Grenze zum Langweiligen, aber genau richtig für den Weg zur Arbeit oder für den Wocheneinkauf. Sehr praktisch. Ich könnte mir ihn auch als den idealen Wagen für Fahranfänger, Senioren und generell alle Leute vorstellen, die einfach nur von A nach B kommen wollen ohne sich um das technische "wie" einen Kopf machen zu müssen.
- Rekuperation intuitiv nutzbar (wobei sich mir die Frage stellt, ob man überhaupt manuell rekuperieren muss? Ein sensibler Bremsfuß reicht auch).
- Auch gut zum Mitschwimmen (ACC sei Dank) im BAB-Berufsverkehr im Ruhrpott geeignet. ACC und e-Antrieb sind die perfekte Kombination
- Zeitlos-unaufgeregt designed, kein Asien-Barock.
- Geschmackvoll-zurückgenommene und praktische Innenausstattung, integriertes Display statt aufgesetztes "Tablet" wie vom Aldi-Grabbeltisch (wie z.B. bei Mercedes).
- Rückfahrkamera gegen Dreck geschützt - daran könnte sich BMW mal ein Beispiel nehmen
- Entertainment und Navi funktionieren gut, sowohl über SD-Karten als auch CarPlay etc. pp. Bis auf das Radio ... (s.u.).
- Car-Net App ist recht praktisch, um das Auto beim "Fremdladen" im Blick zu behalten. Bislang ohne Störungen.
- Ich habe mir viel zu viele Gedanken um das heimische Laden (Wallbox) gemacht: selbst das "Schnarchladen" an der Schuko-Steckdose hat sich als völlig ausreichend herausgestellt, da das Auto nachts ohnehin in seiner Garage steht und alle Zeit der Welt zum Laden hat. Und das "Fremdladen" war bislang problem- und kostenlos.
- "Reichweitenangst" und "Lade-Langeweile" erscheinen mir inzwischen als typisch deutsche Bedenkenträgerei, dem Unvermögen entspringend sich einfach mal auf etwas einzulassen das etwas anders als gewohnt ist - mit allen Vor- und Nachteilen halt.
- Es macht Spaß, sich den Verbrauch (kWh/100km) in Liter Benzin / 100km umzurechnen - um sich dann bei Verbräuchen von 1,5 Litern / 100km (unter Frühlings-Idealbedingungen) an der mehrfach höhere Effizienz des e-Motors gegenüber den Verbrennern zu erfreuen Klar, dafür ist Strom teurer als Benzin - trotzdem kommt man auf deutlich niedrigere Betriebskosten / 100km, und das ohne automobile Selbstkasteiung.
Neutral:
- Ein Golf halt - stinklangweilig und millionenfach auf den Straßen, aber gleichzeitig eben auch angenehm klassenlos.
- Das lautlose Losrollen ist sehr angenehm - während der Fahrt ist er dann aber dank seiner Abrollgeräusche auch nicht viel leiser als ein moderner Benziner (gibt es leisere Reifen!?).
- Ein kleines Auto halt - aber das wussten wir ja vorher. Aber man kann problemlos vier Erwachsene damit transportieren, ohne dass diese "Rücken" bekommen Insofern ist der kleine "Formfaktor" gut und durchdacht ausgenutzt. Ausgenommen der Motorraum - da ist viel Luft Das ist bei "reinrassigen" e-Autos natürlich effizienter gelöst.
Negativ:
- Reichweitenanzeige (s. Thread dazu). Das Thema "Reichweite" (und seine Einflussfaktoren) ist gewöhnungsbedürftiger als ich es vorher erwartet hätte. Wie schon geschrieben ist das für mich persönlich kein großes Problem. Aber vielleicht sollten e-Auto - Hersteller unbedarfte Einsteiger da etwas mehr "an die Hand nehmen".
- Ladetechnik nicht unbedingt selbsterklärend, und auch das Handbuch ist teilweise nicht eindeutig - ohne dieses Forum wären zunächst einige Fragen offen geblieben.
- HUD weder für Geld noch gute Worte erhältlich (OK, das gilt für unseren Roadster auch).
- Die konventionelle heizbare Frontscheibe ist optisch doch störender als erwartet - beim nächsten Mal würde ich die "drahtlos"-Variante wählen.
- Radio-Bedienung: keine Stationstasten, keine Favoriten, DAB und FM getrennt (!!). Nicht zeitgemäß! Das kenne ich von unseren anderen Fahrzeugen besser.
- Keine frei belegbaren Funktionstasten (habe ich bei BMW schätzen gelernt). Kein konventioneller, auch blind bedienbarer Lautstärke-Knopf (nein, Lenkradtasten sind für mich kein vollständiger Ersatz). Generell zu viel "Touch", das lenkt vom Fahren ab!! iDrive finde ich da nach wie vor besser, um "aus den Augenwinkeln" bedient zu werden.
- Das normale Instrumentenbrett kennt offenbar keine (optionale) digitale Geschwindigkeitsanzeige - das bin ich von unseren anderen Fahrzeugen aber so gewohnt.
- Merkt sich die Klima-Einstellungen nicht.
- Die hohe Effizienz des e-Antriebs muss sich irgendwann dem quadratisch wachsenden Fahrwiderstand geschlagen geben - ein Autobahnauto ist der e-Golf nicht wirklich. Aber das ist halt Physik. Wobei zum "Mitschwimmen" im Ruhrpott-BAB-Berufsverkehr der e-Golf mit ACC wiederum ideal ist (s.o.).
- teilweise kratzempfindliche Innenausstattung (z.B. Bereich um das "Zündschloss").
sonstiges:
- Unterstützung der e-Mobilität durch Ruhrgebietsstädte und -Arbeitgeber noch sehr schwach, auch im Vergleich zu anderen Regionen (das kann man natürlich nicht dem Auto anlasten, gehört aber ins systemische Gesamtbild).
Schlusstrich:
Unter dem Strich überwiegen die Vorteile. Die aufgeführten Nachteile sind zum überwiegenden Teil "Kleinkram".
Wir haben den Kauf bislang nicht bereut. Der e-Golf wird uns sicherlich eine ganze Weile begleiten.
Vielleicht wird er irgendwann vom "I.D." oder einem anderen "reinrassigen" e-Auto abgelöst - zumindest würde ich das zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausschließen.
Wie ich hier ja schon erwähnte, sind wir zum Kauf des e-Golf 300 ein bisschen wie die Jungfrau zum Kinde gekommen - ein neuer Zweitwagen als Ersatz für einen alten Diesel musste her, und die Abwrackprämie führte uns u.a. zu VW (wir hatten zuvor noch nie einen VW gekauft). Angedacht war zunächst ein ganz normaler Tiguan. Aber das Thema "e-Auto" hatten wir durchaus schon latent im Hinterkopf, nach der ganzen Plakettendiskussion der letzten Zeit. Also mal einen e-Golf durchgerechnet, und verblüfft festgestellt dass der uns dank der Prämien unter dem Strich eigentlich nicht teurer kommt als ein vergleichbar ausgestatteter normaler Golf. Den Listenpreis wären wir allerdings niemals zu zahlen bereit gewesen. Nicht für einen Golf
So aber spontan entschlossen: "wir probieren es einfach mal aus". Schließlich kann man über nichts urteilen, was man nicht aus eigener Erfahrung kennt, und das gilt auch für die e-Mobilität.
Meine Sichtweise ist also nicht die eines eingefleischten "e-Ideologen", sondern eher neutral und unvorbelastet - aber auch mit Spaß am Fahren leistungsstarker moderner Verbrenner. "Quereinsteiger" sozusagen
An dieser Stelle auch nochmal ein Lob an dieses Forum - ohne die Informationen, die ich von Euch bekommen habe, hätten wir das Auto nicht gekauft. Und auch nach dem Kauf findet man hier einen tollen Support
Jetzt haben wir die ersten 1000 km mit unserem e-Golf zurückgelegt, und die Zwischenbilanz lautet:
Positiv:
- Ein tolles Stadtauto, gerade auch wegen des e-Antriebs (direktes Ansprechen, keinerlei Schaltvorgänge - selbst die tolle 8-Gang Automatik von ZF kann dagegen nicht anstinken).
- Voll alltagstauglich - alle Welt redet davon, dass es solche e-Autos geben müsste, dabei gibt es sie doch offensichtlich schon längst
- Recht flott (wenn auch nicht der Rennwagen, als der er gerne dargestellt wird - alles wohl eine Frage der Maßstäbe ).
- Er glänzt gerade da, wo der Verbrenner mir als Ingenieur leid tut, stinkt und säuft (Kaltstarts, Kurzstrecken) - für unser derzeitiges Pkw-Einsatzprofil ist der e-Golf insofern die perfekte (!) Ergänzung zum Verbrenner.
- Unkompliziert an der Grenze zum Langweiligen, aber genau richtig für den Weg zur Arbeit oder für den Wocheneinkauf. Sehr praktisch. Ich könnte mir ihn auch als den idealen Wagen für Fahranfänger, Senioren und generell alle Leute vorstellen, die einfach nur von A nach B kommen wollen ohne sich um das technische "wie" einen Kopf machen zu müssen.
- Rekuperation intuitiv nutzbar (wobei sich mir die Frage stellt, ob man überhaupt manuell rekuperieren muss? Ein sensibler Bremsfuß reicht auch).
- Auch gut zum Mitschwimmen (ACC sei Dank) im BAB-Berufsverkehr im Ruhrpott geeignet. ACC und e-Antrieb sind die perfekte Kombination
- Zeitlos-unaufgeregt designed, kein Asien-Barock.
- Geschmackvoll-zurückgenommene und praktische Innenausstattung, integriertes Display statt aufgesetztes "Tablet" wie vom Aldi-Grabbeltisch (wie z.B. bei Mercedes).
- Rückfahrkamera gegen Dreck geschützt - daran könnte sich BMW mal ein Beispiel nehmen
- Entertainment und Navi funktionieren gut, sowohl über SD-Karten als auch CarPlay etc. pp. Bis auf das Radio ... (s.u.).
- Car-Net App ist recht praktisch, um das Auto beim "Fremdladen" im Blick zu behalten. Bislang ohne Störungen.
- Ich habe mir viel zu viele Gedanken um das heimische Laden (Wallbox) gemacht: selbst das "Schnarchladen" an der Schuko-Steckdose hat sich als völlig ausreichend herausgestellt, da das Auto nachts ohnehin in seiner Garage steht und alle Zeit der Welt zum Laden hat. Und das "Fremdladen" war bislang problem- und kostenlos.
- "Reichweitenangst" und "Lade-Langeweile" erscheinen mir inzwischen als typisch deutsche Bedenkenträgerei, dem Unvermögen entspringend sich einfach mal auf etwas einzulassen das etwas anders als gewohnt ist - mit allen Vor- und Nachteilen halt.
- Es macht Spaß, sich den Verbrauch (kWh/100km) in Liter Benzin / 100km umzurechnen - um sich dann bei Verbräuchen von 1,5 Litern / 100km (unter Frühlings-Idealbedingungen) an der mehrfach höhere Effizienz des e-Motors gegenüber den Verbrennern zu erfreuen Klar, dafür ist Strom teurer als Benzin - trotzdem kommt man auf deutlich niedrigere Betriebskosten / 100km, und das ohne automobile Selbstkasteiung.
Neutral:
- Ein Golf halt - stinklangweilig und millionenfach auf den Straßen, aber gleichzeitig eben auch angenehm klassenlos.
- Das lautlose Losrollen ist sehr angenehm - während der Fahrt ist er dann aber dank seiner Abrollgeräusche auch nicht viel leiser als ein moderner Benziner (gibt es leisere Reifen!?).
- Ein kleines Auto halt - aber das wussten wir ja vorher. Aber man kann problemlos vier Erwachsene damit transportieren, ohne dass diese "Rücken" bekommen Insofern ist der kleine "Formfaktor" gut und durchdacht ausgenutzt. Ausgenommen der Motorraum - da ist viel Luft Das ist bei "reinrassigen" e-Autos natürlich effizienter gelöst.
Negativ:
- Reichweitenanzeige (s. Thread dazu). Das Thema "Reichweite" (und seine Einflussfaktoren) ist gewöhnungsbedürftiger als ich es vorher erwartet hätte. Wie schon geschrieben ist das für mich persönlich kein großes Problem. Aber vielleicht sollten e-Auto - Hersteller unbedarfte Einsteiger da etwas mehr "an die Hand nehmen".
- Ladetechnik nicht unbedingt selbsterklärend, und auch das Handbuch ist teilweise nicht eindeutig - ohne dieses Forum wären zunächst einige Fragen offen geblieben.
- HUD weder für Geld noch gute Worte erhältlich (OK, das gilt für unseren Roadster auch).
- Die konventionelle heizbare Frontscheibe ist optisch doch störender als erwartet - beim nächsten Mal würde ich die "drahtlos"-Variante wählen.
- Radio-Bedienung: keine Stationstasten, keine Favoriten, DAB und FM getrennt (!!). Nicht zeitgemäß! Das kenne ich von unseren anderen Fahrzeugen besser.
- Keine frei belegbaren Funktionstasten (habe ich bei BMW schätzen gelernt). Kein konventioneller, auch blind bedienbarer Lautstärke-Knopf (nein, Lenkradtasten sind für mich kein vollständiger Ersatz). Generell zu viel "Touch", das lenkt vom Fahren ab!! iDrive finde ich da nach wie vor besser, um "aus den Augenwinkeln" bedient zu werden.
- Das normale Instrumentenbrett kennt offenbar keine (optionale) digitale Geschwindigkeitsanzeige - das bin ich von unseren anderen Fahrzeugen aber so gewohnt.
- Merkt sich die Klima-Einstellungen nicht.
- Die hohe Effizienz des e-Antriebs muss sich irgendwann dem quadratisch wachsenden Fahrwiderstand geschlagen geben - ein Autobahnauto ist der e-Golf nicht wirklich. Aber das ist halt Physik. Wobei zum "Mitschwimmen" im Ruhrpott-BAB-Berufsverkehr der e-Golf mit ACC wiederum ideal ist (s.o.).
- teilweise kratzempfindliche Innenausstattung (z.B. Bereich um das "Zündschloss").
sonstiges:
- Unterstützung der e-Mobilität durch Ruhrgebietsstädte und -Arbeitgeber noch sehr schwach, auch im Vergleich zu anderen Regionen (das kann man natürlich nicht dem Auto anlasten, gehört aber ins systemische Gesamtbild).
Schlusstrich:
Unter dem Strich überwiegen die Vorteile. Die aufgeführten Nachteile sind zum überwiegenden Teil "Kleinkram".
Wir haben den Kauf bislang nicht bereut. Der e-Golf wird uns sicherlich eine ganze Weile begleiten.
Vielleicht wird er irgendwann vom "I.D." oder einem anderen "reinrassigen" e-Auto abgelöst - zumindest würde ich das zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausschließen.
Ciao, Gerd
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