Elektroauto-Verkauf: Keine Herzensangelegenheit

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    • Elektroauto-Verkauf: Keine Herzensangelegenheit

      Lange Wartezeiten für E-Autos einerseits, ein verschmähter Umweltbonus andererseits: Warum die E-Mobilität bei Kunden und Händlern einen schweren Stand hat.

      Der Markt für Elektroautos präsentiert sich bislang in Deutschland recht ambivalent. Einerseits kommen die Hersteller teilweise mit der Lieferung nicht hinterher. Das führt bei einzelnen Modellen zu Wartezeiten von bis zu einem Jahr und stellt Groß­kunden vor Herausforderungen.
      Andererseits herrscht beim Umweltbonus nach einem leichten Aufwärtstrend im vergangenen Jahr inzwischen wieder Flaute. Seit Jahresbeginn 2018 sank die Zahl der Anträge kontinuierlich, bis Ende April wurde die Prämie insgesamt nur 60.412-mal beantragt.
      Von einem echten Boom ist die Elektromobilität trotz der finanziellen Anschubhilfe von Staat und Autobauern weit entfernt. Doch woran scheitert die alternative Mobilität im Massenmarkt? Fehlen die Modelle? Sind sie zu teuer oder nicht ausgereift? Liegt es an der unzureichenden Infrastruktur? Ist der Handel nicht aktiv genug oder der Kunde noch nicht bereit? Eine Mischung aus allen Aspekten führt dazu, dass die Kunden trotz Dieselkrise und Fahrverbotsde­batte kaum zum Stromer greifen.

      Handel agiert nicht geschlossen
      Eine uneinheitliche Rolle spielt dabei der Handel. Auf der einen Seite verfügen mehr als 10.000 deutsche Auto­häuser inzwischen über Ladestationen, wie eine Umfrage des Verbands ZDK ergab. Auf der anderen Seite ist es für die Kunden teilweise mühsam, überhaupt ein Elektroauto zur Probefahrt zu finden. Laut ZDK bietet nur jedes zweite Autohaus Probefahrten mit Stromern an.
      Bei der jüngsten Testkaufstudie für den Automobilwoche Award Autohandel war die Quote der Autohäuser, in denen die Tester auf Nachfrage eine Probefahrt mit einem alternativ angetriebenen Auto machen konnten, sogar deutlich geringer.
      Dabei sei das Interesse der potenziellen Kunden am Stromer und einer Probefahrt durchaus groß, wie eine Umfrage des Marktforschers Puls ergab. Dort bekundeten neun Prozent der befragten Autokäufer sehr hohes und weitere 30 Prozent ein hohes grundsätzliches Inte­resse am Kauf eines Elek­troautos. 65 Prozent der Befragten sagten, sie würden gerne ausprobieren, wie es ist, ein Elektroauto zu fahren – Menschen bis 30 Jahre bekundeten dies sogar in 78 Prozent der Fälle.

      Probefahrt kann beeindrucken
      Gerade beim Stromer mit seiner starken Beschleu­nigung aus dem Stand und dem besonderen Fahrgefühl, das der leise Motor vermittelt, kann eine Probefahrt ausgesprochen beeindruckend sein. „Nur mit Händlern und Verkäufern, für die Elektro­mobilität tatsächlich eine Herzensangelegenheit ist, wird es gelingen, Elektroautos erfolgreich zu verkaufen“, urteilt Puls-Chef Konrad Weßner.
      Dass ein Unternehmer, für den der Stromer-Verkauf eine Herzensangelegenheit ist, den Unterschied machen kann, beweist der Landsberger Hyundai- und Kia-Händler Jürgen Sangl. Er hat es geschafft, im Jahr 2017 im Schnitt jeden Tag einen Hyundai Ioniq E zu verkaufen – und zwar nicht als große Handelsgruppe, sondern als Händler mit einem Standort.
      Sangl nutzt dazu soziale Netzwerke und Internetforen, erstellt professionelle Erklärvideos zur E-Auto-Auslieferung und bietet attraktive Preise. „Wir lieben Elektro und wir leben Elektro“, lautet sein Motto. Doch das gilt nun mal nicht für alle Autohändler: „Viele Kollegen“, sagt Sangl, „haben einfach keinen Bock auf Elektro.“

      Quelle: automobilwoche.de
      Gruß
      Uwe