Herbert Diess zum 80. Geburtstag Wolfsburgs: "Auch stolze Automobilstädte können untergehen"

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    • Herbert Diess zum 80. Geburtstag Wolfsburgs: "Auch stolze Automobilstädte können untergehen"

      Mit einem großen Festakt im Stadttheater und rund 800 geladenen Gästen feierte Wolfsburg am Freitagabend sein 80. Stadtjubiläum. Der richtige Anlass, wie VW-Chef Herbert Diess fand, um auch kritische Gedanken zum Verhältnis von Stadt und Unternehmen zu formulieren.

      Ein kurzer Rückblick in die "politisch dunkle Zeit" als Volkswagen 1938 unter dem Nazi-Regime gegründet wurde, dann geht VW-Chef Herbert Diess beim Festakt zu 80. Jahre Wolfsburg in die Vollen.
      Nur wenige Städte sein so eng mit „ihrem“ Unternehmen verbunden, meint Diess und hat damit zweifellos recht. Wolfsburg gibt es nur wegen VW. Am 26. Mai 1938 als "Stadt des Kraft-durch-Freude-Wagens bei Fallersleben" gegründet waren Gedeih und Verderb der Kommune von der ersten Stunde an eins zu eins an den Erfolg des Automobilherstellers gebunden.
      Heute ist das nicht viel anders. 60.000 Menschen arbeiten in Wolfsburg direkt für Volkswagen. Viele weitere Tausende bei den rund 200 Zulieferunternehmen in und um Wolfsburg.

      "Wenig wird bleiben, wie es ist"
      "Gott sei Dank", laufe es gut für Volkswagen, sagt Diess, doch die Automobilindustrie sei im Umbruch. "Wenig wird bleiben, wie es ist", warnt er. Das Unternehmen und die Stadt müssten sich neu erfinden. Diess mahnt vor allem eines an: Veränderungsbereitschaft.
      Sonst könne Wolfsburg dasselbe Schicksal ereilen, wie einst Detroit, Oxford oder Turin. Zur Erinnerung: Detroit war einst das Mekka der amerikanischen Autoindustrie, die Einwohnerzahl der Stadt schrumpfte in der Finanzkrise um die Hälfte, davon hat sich die Stadt bis heute nicht erholt. Riesige Wohngebiete stehen leer, ganze Vororte sind zu Geisterstädten geworden. Auch in Europa gibt es solche Beispiele: In Oxford-Cowley stand einst das größte Autowerk außerhalb der USA, noch vor Wolfsburg. Heute arbeiten dort bei BMW Mini noch 4.500 Menschen. "Und selbst diese Arbeitsplätze sind bedroht durch den Brexit", ruft Diess in Erinnerung.
      Oder Turin: Eins stolze Auto-und Fiat-Stadt. Heute hat das Stammwerk in Mirafiori gerade mal noch eine Kapazität von 250.000 Autos pro Jahr. Der Strahl- und Wirtschaftskraft der Stadt unter der Wirtschaftskrise habe massiv eingebüßt. Daher mahnt Diess: "Auch stolze Automobilstädte können untergehen, mit ihrer Industrie mit ihren Unternehmen."

      "Erfolg ist kein Selbstläufer"
      Derzeit sei die Situation besonders brenzlig. Denn die Weltwirtschaft sei "unsicher wie nie". Nationaler Protektionismus bedrohe den Wohlstand. CO2-Gesetzgebung, Elektromobilität und die Digitalisierung des Autos stelle die Autoindustrie und damit auch den Volkswagen-Konzern vor "riesige" Herausforderungen. Und bei der Elektromobilität verschlechtere sich gerade die Situation durch Verteuerung der Rohstoffe beziehungsweise Batterien.
      Diess schärft den Gästen ein: "Erfolg ist kein Selbstläufer".
      Und auch wenn Wolfsburg von diesen Negativ-Beispielen weit entfernt sei, müsse klar sein: "Es muss viel passieren in den nächsten Jahren. Wir können uns nicht sicher sein, dass auch in 10 oder 20 Jahren die erfolgreichste Autoindustrie der Welt noch in Deutschland zu Hause ist."
      Diess argumentiert mit der immer härteren Konkurrenz auf dem Weltmarkt, spricht von "aggressiven" Wettbewerber aus China und von der US-Westküste. "Sie können und machen (...) Dinge sehr viel besser: die Softwareentwicklung, die digitale Vernetzung, den Aufbau eines nahtlosen digitalen Ökosystems, das die Lebenswelt der Kunden ins Auto holt. Das sind die Themen, die das Auto von morgen prägen. Und bei denen wir heute große Defizite haben", gibt Diess unumwunden zu.
      Die neuen Player zeichneten sich zudem durch eine Schnelligkeit und Agilität aus, die "uns mitunter ziemlich alt aussehen lässt", so der VW-Chef.

      Nur ein wettbewerbsfähiger Arbeitsplatz...
      "Damit Volkswagen auf lange Sicht Volkswagen bleibt und Wolfsburg eine DER Autostädte der Welt, müssen wir deutlich leistungsfähiger werden! Schneller, produktiver, offener für Veränderung sein, als wir es heute sind", betont Diess.
      Und zur Wahrheit gehöre unter anderem auch: Nur ein wettbewerbsfähiger Arbeitsplatz sei ein guter Arbeitsplatz. In China führt er beispielhaft an, sei die Produktivität deutlich höher bei niedrigeren Löhne. Solche Äußerungen haben die anwesenden IG-Metall-Vertreter sicher mit spitzen Ohren vernommen.
      Sein Ziel sei es, schließt Diess, die begonnene Neuausrichtung zu beschleunigen - "mit einer offeneren und ehrlichen Führungskultur", betont er. VW haben zwischenzeitlich die Bodenhaftung verloren. Sei satt und selbstzufrieden gewesen. Damit soll Schluss sein, der Dieselskandal restlos aufgearbeitet werden.
      Volkswagen könne den Wandel in die neue Autowelt schaffen, sagt Diess sinngemäß. Volkswagen sei unverändert ein starkes Unternehmen. "Mit großartigen Produkten, robusten Finanzen und einer der besten Mannschaften der Automobilindustrie", lobt der Chef, schiebt dann aber nach: "Aber nochmal: Ausruhen dürfen wir uns darauf nicht!"
      Einigen Gästen wird der Sekt nach dieser Ansprache nicht mehr ganz so gut geschmeckt haben. Sicher hatte man salbungsvollere Worte erwartet. Eines kann man dem neuen VW-Konzernlenker allerdings nicht vorwerfen: Heuchelei. Er hält weder mit Kritik hinterm Berg, noch scheut er sich davor unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Und damit erinnert er fast ein wenig an seinen Vorgänger Matthias Müller. Ob ihm dieser Vergleich schmeckt? Wohl kaum.

      Ein Geburtstagsgeschenk gab es dann übrigens auch noch: Volkswagen schenkt der Stadt zwölf mobile Elektro-Ladesäulen im Wert von 10 Millionen Euro.
      Entwickelt hat die Ladesäulen der Geschäftsbereich Komponente. Sie seien "eine ideale Brückentechnologie, um den Hochlauf der Elektromobilität zu unterstützen", so VW.

      Quelle: automobilwoche.de
      Gruß
      Uwe
    • Mobile Elektroladesäulen ?( Litfaßsäule mit Batterie inside :hmm:

      Da gab es doch letztes Jahr dieses Berliner Start Up ...
      berliner-zeitung.de/berlin/e-m…uer-elektroautos-29291088

      Jetzt mit SHELL
      ecomento.de/2018/01/31/bp-inve…lektroauto-ladestationen/

      bzw.
      evcharging.freewiretech.com
      Bilder
      • Bildschirmfoto 2018-07-01 um 08.34.39.png

        621,29 kB, 800×391, 5 mal angesehen
      VG

      Dirk

      E-GOLF seit dem 21.10.17
    • Nun ja Herr Diess - wir nemen ihre Worte mit Wohlgefallen zur Kenntnis - mögen nun aber den Worten auch Taten folgen! Dies bitte nicht nur auf dem Buckel der Angstellten und der Kommunen. Wir sehen un hören sie Herr Diess...

      :nono:
      Gruss Aragon / Rene
      Mein black-Sioux wurde KW43 2014 produziert also VFL (Vor-Face-Lift) oder 190
      Zusätzlich golden-Arrow ab 16.11.2021 Polestar2 AWD

      Ich war dabei ! e-Golf-Treffen eins am Bodensee / zwei in Moers / drei und vier in Hann Münden / fünf in Heilbronn / sechs in Mühbrook - weil es so schön war // aber schön waren auch die vielen kleinen Treffen!!! :thumbup:
    • " Volkswagen schenkt der Stadt zwölf mobile Elektro-Ladesäulen im Wert von 10 Millionen Euro " =O
      Ich bin der festen Überzeugung das Geld hätte man,in Sinne der Elektromobilität besser anlegen können.Oder wollte VW nur eine blöde Idee Werbewirksam wieder los werden :D

      mfg
      Matthias
      Bestellt am 21.12.17, seit 18.11.18 e-Golf Fahrer :thumbsup:
    • Warum nicht erst temporär eine mobile Ladestation einsetzen? Finde, das ist eine gute Idee.
      Dann kann man erst mal schauen, wie die Ladestation genutzt wird und eine entsprechnde Leitung hin legen.
      Dann kommt die mobile Station an ihren nächsten Standort und wieder wird geschaut, wie dort die Akzeptanz ist, wie viele E-Autos dort laden und wie viele feste Ladestationen dort nötig sind.
      Die mobile Station kann meiner Ansicht nach gut zum Testen eines neuen Ladestandorts genutzt werden.
      Elektrisch seit 2017. aktuell: e-Golf MJ20, Polestar 2 Dual Motor MJ24
      PV 18kWp und Batterie BMZ 17 kWh + Notstromschaltung, kann tagsüber zu Hause laden
      Gruß, Bernd, P.S.: Auf die Kabeltrommel passen auch 12m 32A Kabel.
    • Sicherlich, befürchte das auch: Wer so droht, der weiß, warum. Eventuell können sich die Wolfsburger auf harte Zeiten einstellen. Warum sonst, hat er das gesagt?
      Bestimmt nicht um einfach mal so die Stimmung zu verderben.
      Elektrisch seit 2017. aktuell: e-Golf MJ20, Polestar 2 Dual Motor MJ24
      PV 18kWp und Batterie BMZ 17 kWh + Notstromschaltung, kann tagsüber zu Hause laden
      Gruß, Bernd, P.S.: Auf die Kabeltrommel passen auch 12m 32A Kabel.