Ausgerechnet Volkswagen wird Teslas neuer Großkunde

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Ausgerechnet Volkswagen wird Teslas neuer Großkunde

      Tesla ist längst zu einem Konkurrenten für VW aufgestiegen. Normalerweise kaufen Autohersteller nicht bei ihren Wettbewerbern ein. Bei Tesla macht VW jetzt eine Ausnahme - und verschafft dem Konzern von Elon Musk damit finanziell Luft.

      Eigentlich hatte VW-Chef Herbert Diess Tesla früh auch öffentlich als künftig wichtigsten Konkurrenten für den Wolfsburger Autobauer ausgerufen. „Tesla nehmen wir häufig als Premiumanbieter wahr, aber Tesla wird der relevanteste Wettbewerber für Volkswagen“, sagte Diess WELT schon im Herbst 2017. Damals leitete er noch die Kernmarke VW, inzwischen ist Diess zum Chef des Gesamtkonzerns aufgestiegen.
      Bei Volkswagen betrachtet man den amerikanischen Autobauer Tesla inzwischen offenbar nicht mehr ausschließlich als Konkurrenten, sondern kauft auch bei ihm ein. Das von VW gegründete Tochterunternehmen Electrify America, das in den USA ein Netz von Ladesäulen für Elektrofahrzeuge aufbaut, hat den Kauf von Tesla-Batteriespeichern für 100 der Ladestationen noch in diesem Jahr angekündigt.
      Mit den sogenannten Powerpack-Batterien von Tesla soll Strom zu günstigen Zeiten vor Ort bei den Ladestationen gespeichert werden, um damit dann zu Zeiten hoher Nachfrage möglichst viele Elektroautos möglichst günstig beladen zu können. Jede der hundert Stationen soll eine solche 210-Kilowatt-Batterie von Tesla erhalten, das System sei modular aufgebaut, sodass weitere Speicherkapazitäten angebaut werden können, heißt es in einer Mitteilung von Electrify America.

      „Das Powerpack-System ist die passende Lösung angesichts Teslas globaler Expertise sowohl bei der Entwicklung von Batteriespeichern als auch beim Laden von Elektrofahrzeugen“, lobt Electrify-America-Chef Giovanni Palazzo. In der Autoindustrie ist es ungewöhnlich, dass Hersteller bei ihren Konkurrenten einkaufen.
      Erst vor wenigen Tagen übernahm beispielsweise Bosch den Hersteller von Elektromotoren EM-motive vollständig, der bislang zu einem Viertel Daimler gehört hatte. In Bosch-Kreisen heißt es, durch die Komplettübernahme könne man nun auch andere Autohersteller beliefern, die zuvor wohl nicht gekauft hätten, weil EM-motive teilweise zum Konkurrenten Daimler gehörte.

      VW verschafft mit dem Auftrag Tesla finanziell Luft

      Bei VW scheint es nun weniger Berührungsängste mit Tesla zu geben. Das ist auch deshalb überraschend, weil die Wolfsburger dem Unternehmen von Elon Musk mit dem nun verkündeten Großauftrag auch neue finanzielle Luft verschaffen dürften. Tesla hat immer noch mit der Ausweitung der Produktion seines Elektroautos Model 3 zu kämpfen und muss derzeit beweisen, dass das Unternehmen nachhaltig profitabel arbeiten kann, auch wenn nun die weniger teuren Varianten des Model 3 in die Produktion gehen.

      Das Geschäft mit der Energieerzeugung und Speicherung war im vergangenen Jahr für Tesla mit einem Umsatz von gut 371 Millionen Dollar zwar deutlich kleiner als das Geschäft mit dem Verkauf von Elektroautos. Die Speichersparte wuchs aber im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent.

      Electrify America gehört formal zur Volkswagen Group of America und ist vom Wolfsburger Konzern nicht ganz freiwillig gegründet worden. Vielmehr ist es Teil des Vergleichs zwischen Volkswagen und den US-Behörden im Zuge des Abgasskandals, dass der deutsche Konzern über einen Zeitraum von zehn Jahren rund zwei Milliarden Dollar in ein Ladesäulennetz für Elektrofahrzeuge stecken muss. Zu diesem Zweck wurde Electrify America gegründet.

      Insgesamt will Electrify America 500 Schnellladesäulen in den gesamten USA aufbauen, die Elektroautos noch schneller mit Energie versorgen können, als das Supercharger-Netz von Tesla. Theoretisch sollen Fahrzeuge an den Stationen der VW-Tochter mit bis zu 350 Kilowatt geladen werden können, das würde laut Electrify America bedeuten, dass innerhalb von nur einer Minute bis zu 20 Meilen (32 Kilometer) Reichweite geladen werden.

      Auch Porsche will das VW-Ladenetz nutzen
      Unter anderem will die VW-Tochter Porsche das Netzwerk von Electrify America auch nutzen, um den Besitzern des ersten Elektroautos des Stuttgarter Sportwagenherstellers drei Jahre lang kostenloses schnelles Laden der Fahrzeuge zu ermöglichen. Das Taycan genannte Modell soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Porsche will im Kampf mit dem Konkurrenten Tesla auch über das noch schnellere Ladenetz punkten.
      Allerdings hat Electrify America derzeit auch noch mit technischen Problemen zu kämpfen. Erst vor wenigen Tagen musste zeitweise der Betrieb der Schnellladesäulen eingestellt werden, weil es Sicherheitsbedenken wegen des Ladekabels gab. Inzwischen wurde der Betrieb aber wieder aufgenommen.

      Quelle: welt.de/wirtschaft/article1883…-Powerpack-Batterien.html
      Gruß
      Uwe