Autoexperte Dudenhöffer: „Wir brauchen Vorfahrt für die E-Mobilität“

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Autoexperte Dudenhöffer: „Wir brauchen Vorfahrt für die E-Mobilität“

      Volkswagen hat in einem ausführlichen Interview mit dem Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer, Professor am Duisburger CAR-Center Automotive Research, über den Umbruch der Branche, die Erfolgsaussichten der Elektromobilität und den Automobilstandort Deutschland gesprochen.
      Die Branche habe ein schwieriges Jahr hinter sich und es werden noch schwierige Jahre kommen. Das liege zum einen am Zollkrieg zwischen den USA und China. Der zweite wichtige Grund sei der Umstieg auf Elektromobilität. Neue Konzepte und Modelle kämen auf den Markt, gleichzeitig falle aber Arbeit weg, die bisher mit dem Verbrennungsmotor verbunden war. Die Branche durchlaufe den größten Wandel seit der Erfindung des Autos. „Diese Transformation wird uns noch länger beschäftigen. Ich gehe davon aus, dass wir 2019 nur den Beginn der ersten Welle erlebt haben“, sagte Dudenhöffer.
      Dass viele Unternehmen ihre Kosten senken, ihre Fabrikkapazitäten und die Beschäftigung anpassen, sei richtig – alles andere „wäre sträflich, denn der Verbrennungsmotor wird Stück für Stück zum Auslaufmodell“. Wer heute nicht die Investitionen in die E-Mobilität bündele, dem würden morgen die Kunden fehlen.

      Batterieautos werden sich durchsetzen
      Bezüglich der Diskussion um die erfolgversprechendste Antriebstechnologie meinte Dudenhöffer: „Ich bin davon überzeugt, dass sich das vollelektrische Batterieauto durchsetzt und die Mobilität im Pkw-Sektor bestimmen wird.“ Mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Fahrzeuge taugten allenfalls für Nutzfahrzeuge oder Busse. Fahrzeuge in der Größe eines Golf lägen mit Brennstoffzellen-Antrieb über 80.000 Euro, das sei selbst bei 50-prozentiger Kostenreduktion nicht vermarktbar. Zudem sei eine flächendeckende Wasserstoff-Tankinfrastruktur nicht finanzierbar und die Energiebilanz des Brennstoffzellen-Autos „gruselig“: Man mache aus Strom Wasserstoff und dann mit der Brennstoffzelle wieder Strom. Zum Antrieb würden 25 Prozent der eingesetzten Energie genutzt, beim batterieelektrischen Auto seien es 75 Prozent.
      Zu Plug-in-Hybriden mit einer Kombination aus Verbrenner- und E-Technik mit mehreren Kilometern rein elektrischer Reichweite sagte Dudenhöffer, dass diese oft als Brückentechnologie bezeichnet würden – nach seiner Einschätzung werde es aber „eine recht kurze Brücke sein“. Bei den Hybriden bestehe ein großes Problem in den unzureichenden Kontrollmechanismen. Denn helfen würden die Teilzeit-Stromer dem Klimaschutz nur dann, wenn der Fahrer den Elektromotor nutzt und nicht nur die Kaufprämie für Hybride mitnimmt. Das sei jedoch kaum zu überprüfen. Unter dem Strich bleibe nur, „konsequent auf den E-Antrieb zu setzen – so wie es Volkswagen oder Tesla tun“.

      „Ich rechne damit, dass der Durchbruch ab 2021 kommt“

      Der Branchenexperte rechnet damit, dass der Durchbruch der E-Mobilität ab 2021 kommt – „forciert durch die strengeren CO2-Vorgaben der EU“. Die Unternehmen stünden dann unter hohem Druck, mehr Elektroautos zu verkaufen, um teure und gesellschaftlich kaum akzeptierte Strafzahlungen zu vermeiden. Besonders auf dem deutschen Markt bringe das die Hersteller in ein Dilemma: „Sie müssen mehr Elektroautos absetzen, aber der Sprit bleibt billig.“
      Mit Blick auf die Politik forderte Dudenhöffer: „Was wir dringend brauchen, sind deutlich höhere CO2- und damit höhere Spritpreise. Dann steigen die Leute auch schneller auf das Elektroauto um – selbst ohne Kaufprämie.“ Die heutigen Autobesitzer sollte man vor Zusatzbelastungen schützen, indem sie für steigende Spritpreise einen finanziellen Ausgleich bekommen. Die Neuwagenkäufer würden dann eigenständig auf E-Antrieb umsteuern. „Bei so einer Lösung ist niemand schlechter gestellt. Aber jeder, der die Preise vergleicht, sieht die Vorteile eines Elektroautos“, unterstrich der CAR-Professor.
      Der Umstieg auf die E-Mobilität wird für die deutsche Industrie hart werden, glaubt Dudenhöffer. Das Ziel sei aber lohnenswert: „Wenn wir es zügig angehen, haben wir die Chance, eine der wichtigen Autonationen zu bleiben. Die deutschen Autobauer werden ihre Schlüsselrolle behaupten. Da bin ich mir sicher.“ Die Frage sei: „Welche Rolle spielt Deutschland?“ Die Politik müsse zügig die Rahmenbedingungen schaffen, damit das Auto der Zukunft hier seine Heimat hat. Man könne nicht gleichzeitig mit dem Elektroauto und dem Diesel unterwegs sein.
      „Ich muss mich entscheiden – sonst ändert sich gar nichts. Wir brauchen Vorfahrt für die E-Mobilität“, so Dudenhöffer abschließend. „Dauert das zu lange, dann werden die Elektroautos nicht in Deutschland gebaut, sondern in China – und wir müssen sie importieren. Zögerliche Politik verschärft das Jobproblem.“

      Quelle: ecomento.de
      Gruß
      Uwe