Da die SNCF auch über Weihnachten weitertreiken, haben wir unsere TGV-Fahrkarten zurückgegeben und sind nicht auf der Schiene, aber auf der Strasse nach Paris gefahren von Olten (CH). Das sind 620km Fahrt. Der Dieselpassat blieb zu Hause, wir wollten das mit dem E-Golf ausprobieren
Ich war gut vorbereitetet, ABRP gab vier Ladehalte vor, ich war nach meinen Berechnungen überzeugt, dass es mit 3 reichen würde. Die verschiedenen Routen und Ladesäulen habe ich studiert.
Die theoretischen 6 Stunden Fahrzeit rundete ich auf 8 Stunden auf (auf der AB fahre ich nie mehr als 110km/h). Dazu zwei kurze und eine lange Ladepause - das sollte mit 10 Stunden zu machen sein.
Da ich nur mit Maingau und TCS-Ladekarte (Schweiz) ausgerüstet bin, bestellte ich die Chargemap-Karte und jene von IZIVIA, die Firma von EDF, die die meisten Schnellladesäulen in Frankreich betreibt. Nur: Ich habe erst vorletzte Woche bestellt, bis zum Abfahrtstag waren die Karten nicht angekommen. Egal, alle IZIVIA-Säulen funktionieren ja auch mit der App (hatte ich), mit QR-Code-Leser oder mit Prepaidkarten.
Da ich auf der AB sowieso nicht schnell fahren konnte, nahm ich zwei Abkürzungen über die Landstrasse, um den grossen Umweg der AB abzukürzen. Zu Beginn
Also los um 10:30 mit Frau und Kind. Wetter: Regen, Gegenwind, 5 Grad. Zum Start auf der A16 durch den Jura nach Belfert statt über Basel-Mulhouse. Meine Idee: Weniger Distanz = immer besser mit dem EGolf. Und eilig hatten wir es ja nicht.Verbrauch 17,5kw/h, erste Ladung nach 150km bei Leroy Merlin (Baumarkt) in Belfort, CCS mit 50kw/h, gratis. Hat mit Maingau sofort geklappt, Strom gratis. Super.
Danach auf der Landstrasse/Schnellstrasse quer übers Land nach Langres. Und da wurde es zum ersten Mal kritisch: Verbrauch wollte einfach nicht un 17kw/h fallen trotz nur 90 - 100km/h, aber es war hügelig und wir hatten etwas Gegenwind. Da es nirgends Schnelllader gibt auf dem Land dort, mussten wir unbedingt die 150km zur nächsten Autobahn mit Schnellader (A31) schaffen. Es wurde knapp und knapper, und dann war die Hauptstrasse 10km vor der AB gesperrt wegen einem Unfall.
Mit 40km Restreichweite einen Umweg von 35km zu machen, war mir zu riskant. Also mit letzter Reserve den nächsten AC-Lader angesteuert in Champlitte. Maingau ging nicht. Aber mit der Freshmile-App öffnete sich die Klappe und ich konnte (gratis) laden. Puh, war ich erleichtert. Denn der nächste Lader wäre 30km weit gewesen, das hätten wir nicht geschafft. Trotzdem. Um die 35km zur CCS-Station sicher zu schaffen, mussten wir mindestens 1h laden. Unseren Sohn störte das nicht, er freute sich über die Bewegung.
Danach weiter auf die A31, volles Risiko, denn ich wusste ja nicht, ob das an der IZIVIA-Schnelladestation klappte. Sie war zum Glück frei, aber Maingau klappte nicht, die IZIVIA-App gab die Säule nicht frei und der QR-Codeleser klappte auch nicht. Letzte Chance: Prepaid-Ladekarte an der Tanke kaufen. Die hatten zum Glück noch welche (wussten allerdings zuerst nicht, wovon ich sprach). 20€ für zwei Ladevorgänge à 30 min. Ok, Karte an den Leser, klappt, Golf lädt. Dank der Kälte und Landstrassentempo war der Golf in 55 Minuten voll.
Danach weiter hoch zur A5. Statt der geplanten weiteren Aufladung wurde schnell klar, dass es für die 350 restlichen Kilometer noch zwei Ladehalte brauchen würde. Das ist in Frankreich zum Glück kein Problem, da wirklich an jeder Raststätte auch ein CCS-Lader steht. Allerdings (im Gegensatz zur A6) immer nur 1. Also etwas riskant, zumal ausser auf den Autobahnen die CCS-Lader sehr rar sind, auch in den nahen Städten wie Troyes oder Sens.
Da stellte ich fest, dass auf diesen hügeligen Autobahnen der Golf 300 zum Golf 150 wird. Obwohl Heizung längst auf 22 Grad und Tempo 100 - 105, kann man kaum mehr als 150km planen, wenn man nicht auf allerletzter Rille ankommen will (was wegen der ausserhalb der AB fehlenden CCS-Ladern ein Risiko wäre). Zum Glück steht da eben alle 100km eine Tanke.
Der nächste CCS-Lader nach 100km wollte zuerst nicht. Nummer angerufen auf der Säule, natürlich keiner da (die streiken wohl auch). Daher einfach mal auch den Not-aus-Button gedrückt und siehe da: Jetzt klappte es wieder mit der Prepaid-Karte. Nochmals 50min geladen (wieder voll) und weiter zur übernächsten Raststätte, Air des Jonchets la Grand Paroisse. Auf der stockfinsteren Raststätte (nur ein Bistro) fanden wir die Ladesäule kaum. Beleuchtung: Fehlanzeige. Wenigstens funktionierte sie und der Golf liess uns auch bei der 4. CCS-Ladung nicht im Stich, lud brav in 45min von 40km auf 200km Reichweite. Mittlerweile war es schon 22:00 und die restlichen 100km zu den Schwiegereltern waren dann kein Problem mehr, kamen sogar mit knapp 100km Reserve an. Ankunft dann um 23:30.
620km , 9h Fahrzeit, 13h Reisezeit, Verbrauch over all 17,5Kw/h, 5 mal geladen, wobei eine AC-Notladung dabei war.
Meine Eindrücke:
+ der Golf ist ein sehr komfortables, gut gedämmtes und angenehm gefedertes Fahrzeug, das durchaus langstreckentauglich wäre. Der Passat B7 kann das nicht besser.
+ das Platzangebot reicht für solche Reisen locker für drei
+ vier CCS-Ladungen am Stück ohne nennenswerten Einbruch der Ladegeschwindigkeit
+ die Ladeinfrastruktur in Frankreich ist auf den Autobahnen hervorragend
+ die Zwangspausen sind für den Kleinen eigentlich eine gute Sache
+ die Sodetrel-Schnellader funktionieren einfach und mit Prepaid-Ladekarte auch zuverlässig
- Bei winterlichen Temperaturen (5 - 8 Grad), Winterreifen (205/55 16, GY UG 9, ziemlich gute Rolleigenschaften) und hügeligen Autobahnen sind mit dem EGolf nicht mehr als maximal 150km zu schaffen. 170km sind schon ein grosses Risiko. Das führt dazu, dass man in der Realität alle 100km nachlädt, wenn die Raststätten 70 - 100km voneinander entfernt sind.
- ohne passende Ladekarte ist es immer noch ein grosses Risiko, auf die App sollte man sich nicht verlassen
- mit dem EGolf eine Distanz sind 620km machbar, aber nicht komfortabel
- es war stressig! Die ständige Beobachtung der Reichweite, die atemberaubend schnell schmilzt, die Unsicherheit, ob die Ladesäule frei ist (auf der A5 hat es immer nur eine) und ob sie funktioniert sowie das Nicht-einfach-schnell-mit-einem-Umweg-ausweichen-können haben ziemlich viel Nerven gekostet.
- drei CCS-Ladungen haben 30€ gekostet. Der Diesel für die gleiche Strecke hätte zwar 50€ gekostet, aber damit hätte ich locker 3 Stunden eingespart. Das wärs mir ehrlich gesagt wert gewesen
- da ich keinen TelePass-Gerät habe, konnten wir nicht von der Maut-Befreiung für E-Fahrzeuge auf den französischen Autobahnen profitieren. Damit hätten wir die 30€ wieder eingespart.
Für mich ist klar: Eine solche lange Reise mache ich in Zukunft wieder mit dem Dieselpassat. 300 - 400km in einem Tag sind mit dem Golf kein Problem, 2x nachladen - das passt. In der Schweiz, wo es im Umkreis von 50km auch immer mehrere Schnelllader hat, sowieso. In Frankreich muss man bereit sein, auf AC-Lader auszuweichen und das braucht halt u.U. viel Zeit.
Dem EGolf fehlen für 600km-Reisen mindestens 100km Reichweite, eine schnellere CCS-Ladung und eine bessere Aerodynamik. Ich mag ihn aber trotzdem (und den Dieselpassat seit gestern auch wieder etwas mehr ).
Aber hey: Schon nur für den Anblick in der hiesigen Markthalle hat sich die Reise gelohnt! Und ich habe es probiert.
Ich war gut vorbereitetet, ABRP gab vier Ladehalte vor, ich war nach meinen Berechnungen überzeugt, dass es mit 3 reichen würde. Die verschiedenen Routen und Ladesäulen habe ich studiert.
Die theoretischen 6 Stunden Fahrzeit rundete ich auf 8 Stunden auf (auf der AB fahre ich nie mehr als 110km/h). Dazu zwei kurze und eine lange Ladepause - das sollte mit 10 Stunden zu machen sein.
Da ich nur mit Maingau und TCS-Ladekarte (Schweiz) ausgerüstet bin, bestellte ich die Chargemap-Karte und jene von IZIVIA, die Firma von EDF, die die meisten Schnellladesäulen in Frankreich betreibt. Nur: Ich habe erst vorletzte Woche bestellt, bis zum Abfahrtstag waren die Karten nicht angekommen. Egal, alle IZIVIA-Säulen funktionieren ja auch mit der App (hatte ich), mit QR-Code-Leser oder mit Prepaidkarten.
Da ich auf der AB sowieso nicht schnell fahren konnte, nahm ich zwei Abkürzungen über die Landstrasse, um den grossen Umweg der AB abzukürzen. Zu Beginn
Also los um 10:30 mit Frau und Kind. Wetter: Regen, Gegenwind, 5 Grad. Zum Start auf der A16 durch den Jura nach Belfert statt über Basel-Mulhouse. Meine Idee: Weniger Distanz = immer besser mit dem EGolf. Und eilig hatten wir es ja nicht.Verbrauch 17,5kw/h, erste Ladung nach 150km bei Leroy Merlin (Baumarkt) in Belfort, CCS mit 50kw/h, gratis. Hat mit Maingau sofort geklappt, Strom gratis. Super.
Danach auf der Landstrasse/Schnellstrasse quer übers Land nach Langres. Und da wurde es zum ersten Mal kritisch: Verbrauch wollte einfach nicht un 17kw/h fallen trotz nur 90 - 100km/h, aber es war hügelig und wir hatten etwas Gegenwind. Da es nirgends Schnelllader gibt auf dem Land dort, mussten wir unbedingt die 150km zur nächsten Autobahn mit Schnellader (A31) schaffen. Es wurde knapp und knapper, und dann war die Hauptstrasse 10km vor der AB gesperrt wegen einem Unfall.
Mit 40km Restreichweite einen Umweg von 35km zu machen, war mir zu riskant. Also mit letzter Reserve den nächsten AC-Lader angesteuert in Champlitte. Maingau ging nicht. Aber mit der Freshmile-App öffnete sich die Klappe und ich konnte (gratis) laden. Puh, war ich erleichtert. Denn der nächste Lader wäre 30km weit gewesen, das hätten wir nicht geschafft. Trotzdem. Um die 35km zur CCS-Station sicher zu schaffen, mussten wir mindestens 1h laden. Unseren Sohn störte das nicht, er freute sich über die Bewegung.
Danach weiter auf die A31, volles Risiko, denn ich wusste ja nicht, ob das an der IZIVIA-Schnelladestation klappte. Sie war zum Glück frei, aber Maingau klappte nicht, die IZIVIA-App gab die Säule nicht frei und der QR-Codeleser klappte auch nicht. Letzte Chance: Prepaid-Ladekarte an der Tanke kaufen. Die hatten zum Glück noch welche (wussten allerdings zuerst nicht, wovon ich sprach). 20€ für zwei Ladevorgänge à 30 min. Ok, Karte an den Leser, klappt, Golf lädt. Dank der Kälte und Landstrassentempo war der Golf in 55 Minuten voll.
Danach weiter hoch zur A5. Statt der geplanten weiteren Aufladung wurde schnell klar, dass es für die 350 restlichen Kilometer noch zwei Ladehalte brauchen würde. Das ist in Frankreich zum Glück kein Problem, da wirklich an jeder Raststätte auch ein CCS-Lader steht. Allerdings (im Gegensatz zur A6) immer nur 1. Also etwas riskant, zumal ausser auf den Autobahnen die CCS-Lader sehr rar sind, auch in den nahen Städten wie Troyes oder Sens.
Da stellte ich fest, dass auf diesen hügeligen Autobahnen der Golf 300 zum Golf 150 wird. Obwohl Heizung längst auf 22 Grad und Tempo 100 - 105, kann man kaum mehr als 150km planen, wenn man nicht auf allerletzter Rille ankommen will (was wegen der ausserhalb der AB fehlenden CCS-Ladern ein Risiko wäre). Zum Glück steht da eben alle 100km eine Tanke.
Der nächste CCS-Lader nach 100km wollte zuerst nicht. Nummer angerufen auf der Säule, natürlich keiner da (die streiken wohl auch). Daher einfach mal auch den Not-aus-Button gedrückt und siehe da: Jetzt klappte es wieder mit der Prepaid-Karte. Nochmals 50min geladen (wieder voll) und weiter zur übernächsten Raststätte, Air des Jonchets la Grand Paroisse. Auf der stockfinsteren Raststätte (nur ein Bistro) fanden wir die Ladesäule kaum. Beleuchtung: Fehlanzeige. Wenigstens funktionierte sie und der Golf liess uns auch bei der 4. CCS-Ladung nicht im Stich, lud brav in 45min von 40km auf 200km Reichweite. Mittlerweile war es schon 22:00 und die restlichen 100km zu den Schwiegereltern waren dann kein Problem mehr, kamen sogar mit knapp 100km Reserve an. Ankunft dann um 23:30.
620km , 9h Fahrzeit, 13h Reisezeit, Verbrauch over all 17,5Kw/h, 5 mal geladen, wobei eine AC-Notladung dabei war.
Meine Eindrücke:
+ der Golf ist ein sehr komfortables, gut gedämmtes und angenehm gefedertes Fahrzeug, das durchaus langstreckentauglich wäre. Der Passat B7 kann das nicht besser.
+ das Platzangebot reicht für solche Reisen locker für drei
+ vier CCS-Ladungen am Stück ohne nennenswerten Einbruch der Ladegeschwindigkeit
+ die Ladeinfrastruktur in Frankreich ist auf den Autobahnen hervorragend
+ die Zwangspausen sind für den Kleinen eigentlich eine gute Sache
+ die Sodetrel-Schnellader funktionieren einfach und mit Prepaid-Ladekarte auch zuverlässig
- Bei winterlichen Temperaturen (5 - 8 Grad), Winterreifen (205/55 16, GY UG 9, ziemlich gute Rolleigenschaften) und hügeligen Autobahnen sind mit dem EGolf nicht mehr als maximal 150km zu schaffen. 170km sind schon ein grosses Risiko. Das führt dazu, dass man in der Realität alle 100km nachlädt, wenn die Raststätten 70 - 100km voneinander entfernt sind.
- ohne passende Ladekarte ist es immer noch ein grosses Risiko, auf die App sollte man sich nicht verlassen
- mit dem EGolf eine Distanz sind 620km machbar, aber nicht komfortabel
- es war stressig! Die ständige Beobachtung der Reichweite, die atemberaubend schnell schmilzt, die Unsicherheit, ob die Ladesäule frei ist (auf der A5 hat es immer nur eine) und ob sie funktioniert sowie das Nicht-einfach-schnell-mit-einem-Umweg-ausweichen-können haben ziemlich viel Nerven gekostet.
- drei CCS-Ladungen haben 30€ gekostet. Der Diesel für die gleiche Strecke hätte zwar 50€ gekostet, aber damit hätte ich locker 3 Stunden eingespart. Das wärs mir ehrlich gesagt wert gewesen
- da ich keinen TelePass-Gerät habe, konnten wir nicht von der Maut-Befreiung für E-Fahrzeuge auf den französischen Autobahnen profitieren. Damit hätten wir die 30€ wieder eingespart.
Für mich ist klar: Eine solche lange Reise mache ich in Zukunft wieder mit dem Dieselpassat. 300 - 400km in einem Tag sind mit dem Golf kein Problem, 2x nachladen - das passt. In der Schweiz, wo es im Umkreis von 50km auch immer mehrere Schnelllader hat, sowieso. In Frankreich muss man bereit sein, auf AC-Lader auszuweichen und das braucht halt u.U. viel Zeit.
Dem EGolf fehlen für 600km-Reisen mindestens 100km Reichweite, eine schnellere CCS-Ladung und eine bessere Aerodynamik. Ich mag ihn aber trotzdem (und den Dieselpassat seit gestern auch wieder etwas mehr ).
Aber hey: Schon nur für den Anblick in der hiesigen Markthalle hat sich die Reise gelohnt! Und ich habe es probiert.
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