Navigation der Zukunft: Worauf sich Autofahrer einstellen können

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    • Navigation der Zukunft: Worauf sich Autofahrer einstellen können

      Augmented Reality, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und der neue Mobilfunkstandard 5G treiben künftige Navigationslösungen voran. Unfallvermeidung und Komfort stehen dabei häufig im Mittelpunkt.

      Augmented Reality, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und der neue Mobilfunkstandard 5G treiben künftige Navigationslösungen voran. Ein Beispiel dafür ist die Anfang 2020 bekannt gegebene strategische Partnerschaft zwischen dem US-Telekommunikationskonzern Verizon und dem Geodaten-Dienst Here Technologies, die gemeinsam Sicherheits- und Navigationssysteme entwickeln wollen.
      Here Technologies, das seit 2015 mehrheitlich den Fahrzeugherstellern Audi, BMW und Daimler gehört, stellt Verizon dabei Standortdaten, Programmierwerkzeuge und Programmierschnittstellen auf der Here-Plattform zur Verfügung.

      Hohe Bandbreiten, minimale Latenzzeiten

      Verizon bringt auf Basis des künftigen Mobilfunkstandards 5G seine Multi-Access-Edge-Computing-Platform (MEC) ein. Dahinter verbirgt sich eine Computing-Architektur, die Services und Ressourcen direkt am Rand eines Netzwerks bereitstellt. Die Architektur sorgt für hohe Bandbreiten und minimale Latenzzeiten und ermöglicht so Echtzeitanwendungen wie sie beispielsweise für das autonome Fahren benötigt werden.
      Zunächst steht bei der Kooperation die Unfallvermeidung mit Fußgängern sowie eine bessere Standortbestimmung und Navigation für Lieferdienste oder von Treffpunkten bei Mitfahrgelegenheitenim Vordergrund.

      Bewegungspfade vorhersagen

      Um die Sicherheit von Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern zu erhöhen, kombinieren die beiden Partner ihr Know-how, um ein sogenanntes Vehicle-to-Network-Kommunikationssystem zu schaffen. Die KI-gestützte Software von Here identifiziert dabei Fahrzeuge, Fußgänger, Fahrräder oder Hindernisse durch ein im Fahrzeug angebrachtes Smartphone. Die Daten werden dann an die MEC-Plattform von Verizon geschickt, um wahrscheinliche Bewegungspfade vorherzusagen und Fahrzeuge vor Kollisionen zu warnen (Projekt Collision Avoidance).
      Das zweite Projekt (Visual Positioning Service) der beiden Partner ist ein Ortungssystem, das einen Standort durch Bilderfassung mit einer Genauigkeit von unter einem Meter identifiziert. Dabei analysieren 3-D-Positionierungsalgorithmen von Here Bilder und Videos echtzeitnah für eine Standortbestimmung.

      Bislang nur Machbarkeitsstudien

      Dies erfolgt über Verizons 5G-Netzwerk und 5G Edge. Beim Edge-Computing wird der Datenverkehr nicht über ein entferntes Rechenzentrum transferiert, sondern die Daten werden am Ort der Datenproduktion verarbeitet, um so die Latenzzeiten zu verkürzen.
      Bereits in Serie ist Here bei Ford mit seinem System „Local Hazard Warning“. Das System zur Gefahreninformation profitiert dank Schwarmintelligenz von Daten anderer Autos.
      Dabei werden Gefahren auf der Straße wie Glatteis Nebel, Stau oder Unfall gemeldet. Gespeist wird die Cloud nicht nur von Daten, die Ford-Fahrzeuge liefern, sondern auch von Autos der Marken Audi, BMW und Mercedes. Über die Here-Datenzentrale werden zudem auch Informationen von lokalen Behörden und Rettungsdiensten eingespielt. Bei beiden Projekten handelt es sich um Machbarkeitsstudien. Angaben zu einem Marktstart lässt Here noch offen.

      Sensordaten von zwei Millionen Fahrzeugen

      Als erstes Ford-Modell verfügt der neue Puma über Hazard Warnings. Bis Ende 2020 will Ford den Service auf mehr als 80 Prozent der aktuellen Flotte ausweiten. Bei all seinen Diensten setzt Here auf anonymisierte Sensordaten von Fahrzeugen, um diese über die eigene Plattform wiederum anderen Automobilen zur Verfügung zu stellen.
      Nach Angaben von Here steuern mehr als zwei Millionen Fahrzeuge ihre Sensordaten der Plattform bei. Bislang wird Hazard Warnings nur von Ford genutzt. Here sei aber mit weiteren Herstellern „bezüglich einer Nutzung des Dienstes im Gespräch“, erklärte Here auf Anfrage der Automobilwoche.

      Hilfe bei komplexen Verkehrssituationen

      Mit Augmented Realtity (AR – computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung) arbeitet das Navigationskonzept Smart Guide, dass der Entwicklungsdienstleister IAV Anfang 2020 vorgestellt hat. Dabei werden die Richtungsangaben direkt auf die Fahrbahn projiziert. Auf Sprachansagen klassischer Navigationsgeräte könne dadurch verzichtet werden, heißt es beim Unternehmen.
      Hilfestellung gibt das System auch bei komplexen Verkehrssituationen mit Kreuzungen, Kreisverkehren oder mehrspurigen Straßen, da der Fahrer nur den projizierten Markierungen folgen muss.

      Systemintegration schon im kommenden Jahr möglich

      Wie bei herkömmlichen Navigationssystemen gibt der Fahrer sein Ziel ein und Smart Guide berechnet die schnellste Route inklusive der benötigten Fahrzeit. Parallel dazu berechnet das System in Echtzeit mögliche Alternativrouten, die innerhalb des zuvor errechneten Zeitfensters zum Ziel führen. Die Software aktualisiert diese permanent in Abhängigkeit von der aktuellen Position des Fahrzeugs und der Verkehrssituation.
      Das auf der diesjährigen Elektronikmesse CES gezeigte Exponat Smart Guide ist eine IAV-Machbarkeitsstudie im Umfeld der Infotainmentsysteme der Zukunft. Die zugrunde liegenden Navigationsalgorithmen und spezialisierte Softwaremodule sind bereits prototypisch umgesetzt und könnten schon im kommenden Jahr in entsprechende Systeme integriert werden.

      Partner für die Vermarktung gesucht

      Bis solche Systeme Eingang ins Auto finden wird allerdings noch einige Zeit vergehen. „Die zur Augmentierung der berechneten Routen notwendige Frontscheibentechnik befindet sich noch weiter von einer Serienreife entfernt“, heißt es bei IAV. Dort wird damit gerechnet, dem Markt solche Systeme 2023 oder 2024 zur Verfügung stellen zu können.

      Der Entwicklungsdienstleister verweist darauf, dass nicht geplant sei, die gezeigte Technik als Produkt zu vertreiben, sondern IAV will diese mit Partnern gemeinsam auf den Markt bringen.

      Quelle: automobilwoche.de
      Gruß
      Uwe