Hallo Zusammen,
da hier ja immer wieder mal das Thema mit dem Einfluss der Reifen auf die Reichweite angerissen wird dachte ich, ich könnte hier mal meine aktuellen (und schlechten) Erfahrungen teilen und hoffentlich einfach verständlich visualisieren. Darf gerne auch geteilt werden...
Vor einigen Wochen habe ich beim Freundlichen neue Sommerreifen der Marke Nexen bestellt. Weil mein gewünschtes Modell „N’Fera SU4“ nicht mehr verfügbar war habe ich mich im Irrglauben daran, dass es nicht viel Unterschied geben könnte, für den Vorgängerreifen „N’Fera SU1“ entschieden. Wie sich herausstellt hat der SU4 eine Kraftstoffeffizienzklasse „B“, während der SU1 nur mit „E“ eingestuft wird. Das entspricht laut der EU-Verordnung einem Mehrverbrauch von 0,26 Litern auf 100 km. Messbar, aber vermutlich nicht so schlimm, möchte man meinen. Dass diese Schlussfolgerung nicht auf Elektroautos zutrifft merke ich im Alltag deutlich. Nachfolgend möchte ich versuchen darzustellen, warum das so ist.
Fangen wir an…
da hier ja immer wieder mal das Thema mit dem Einfluss der Reifen auf die Reichweite angerissen wird dachte ich, ich könnte hier mal meine aktuellen (und schlechten) Erfahrungen teilen und hoffentlich einfach verständlich visualisieren. Darf gerne auch geteilt werden...
Vor einigen Wochen habe ich beim Freundlichen neue Sommerreifen der Marke Nexen bestellt. Weil mein gewünschtes Modell „N’Fera SU4“ nicht mehr verfügbar war habe ich mich im Irrglauben daran, dass es nicht viel Unterschied geben könnte, für den Vorgängerreifen „N’Fera SU1“ entschieden. Wie sich herausstellt hat der SU4 eine Kraftstoffeffizienzklasse „B“, während der SU1 nur mit „E“ eingestuft wird. Das entspricht laut der EU-Verordnung einem Mehrverbrauch von 0,26 Litern auf 100 km. Messbar, aber vermutlich nicht so schlimm, möchte man meinen. Dass diese Schlussfolgerung nicht auf Elektroautos zutrifft merke ich im Alltag deutlich. Nachfolgend möchte ich versuchen darzustellen, warum das so ist.
Fangen wir an…
- Mein e-Golf hat 100 kW Spitzenleistung und verbraucht laut WLTP-Normzyklus 15,8 kWh/100km. Im Realbetrieb kann dieser Wert regelmäßig deutlich unterschritten werden; im Sommer benötigte ich bisher bspw. 13,1 kWh/100km und im Jahresmittel 15,1 kWh/100km. Der Gesamtdurchschnitt wird auf Spritmonitor mit 14,97 kWh/100km angegeben und ist damit sogar noch besser als mein persönlicher Verbrauch!
- Ein etwa gleichwertiger Golf 7 mit DSG-Getriebe und 110 kW als Diesel verbraucht kombiniert gemäß WLTP-Normzyklus 5,4 l/100km. Im Realbetrieb wird dieser Wert wohl eher überschritten werden, denn laut Spritmonitor liegt der Verbrauch bei 6,04 l/100km für dieses Modell.
- Ein moderner Dieselmotor kann einen Wirkungsgrad von bis zu 43 % erreichen. Allerdings ist das nur in einem ganz kleinen Last-/Drehzahlbereich der Fall. Im Realbetrieb unter Teillast dürfte der Wirkungsgrad eher bei ca. 25 % liegen; für eine konservative Betrachtung nehme ich jetzt einfach mal einen etwas höheren Wirkungsgrad von 30 % für meine nachfolgenden Berechnungen an.
- Ein Elektroauto hat einen Wirkungsgrad von bis zu 90 %, wobei dieser Wert von der Last und der Drehzahl deutlich weniger beeinflusst wird als beim Verbrenner. Für eine konservative Betrachtung nehme ich hier einen etwas geringeren Wirkungsgrad von 85 % für die nachfolgenden Berechnungen an.
- Im Langzeitdurchschnitt über 5000 km bei ca. 60 km/h hatte ich mit den alten Sommerreifen des Typs SU4 einen Verbrauch von 13,1 kWh/100km. Nach etwas über 2500 km mit den neuen Reifen des Typs SU1 hat sich mein Verbrauch bei gleichzeitiger Verringerung der Durchschnittsgeschwindigkeit um 7 km/h auf 14,7 kWh/100km erhöht. Da ich keine Lust habe, den zusätzlichen Mehrverbrauch durch die Geschwindigkeitsdifferenz zu berechnen kompensiere ich diese einfach mit angenommenen 0,2 kWh/100km, sodass ich auf einen gesamten Langzeitdurchschnitt von 14,9 kW/h komme. Das entspricht einer Steigerung von 13,74 %! Damit reduziert sich gleichzeitig meine theoretische Reichweite pro Netto-Vollzyklus (31,5 kWh nutzbare Akkukapazität) von 240 km auf nur noch 211 km. Da ich immer einen kleinen Puffer lasse kann ich also in Realität nur noch ca. 195 km statt 220 km fahren, bevor ich an die nächste Ladestation muss. Ärgerlich…
- Da sich beim Elektroauto zumindest näherungsweise nur der Rollwiderstand erhöht, nicht aber die antriebsseitigen Verluste, teilt sich die Gesamterhöhung des Verbrauchs von 13,74 % auf eine Erhöhung des Verlustanteils von 0,0 % und eine Erhöhung des zum Vortrieb benötigten Stroms um 15,85 % auf.
- Für eine vergleichbare Betrachtung müssen wir den Spritverbrauch des Verbrenners in seinen Energieinhalt (Heizwert 1 Liter Diesel = 9,7 kWh) umrechnen. Bei 6,04 l/100km wird im Verbrenner also Sprit mit einem Heizwert von 58,6 kWh/100km benötigt. Eine enorme Menge, wenn man mal darüber nachdenkt! Aufgrund des schlechten Wirkungsgrads des Dieselmotors von ca. 30 % werden allerdings nur 17,6 kWh/100km davon für den Vortrieb verwendet – die restlichen 41,0 kWh/100 km sind hauptsächlich thermische Verluste. Auch hier nehmen wir der Einfachheit halber wieder konservativ an, dass sich der Verlustanteil durch einen erhöhten Rollwiderstand nicht ändert (obwohl der Motor durch die Erhöhung der Last dann eigentlich etwas effizienter wird). Der laut EU-Reifenlabel ausgewiesene Mehrverbrauch von 0,26 l/100km bedeutet eine Erhöhung des Gesamtverbrauchs von 4,30 %. Das ist im Alltag vermutlich wirklich kaum spürbar. Tatsächlich erhöht sich aber die zum Vortrieb benötigte Energie um 14,41 %. Der Mehrverbrauch liegt damit in derselben Größenordnung wie meine gemessene Verbrauchserhöhung beim Elektroauto. Die Erkenntnis ist also: durch den schlechten Wirkungsgrad beim Verbrenner wird ohnehin so viel Energie verschwendet, dass die Erhöhung der tatsächlich zum Vortrieb benötigten Energie (die in etwa so groß ist wie beim Elektroauto) fast nicht mehr auffällt!
Liebe Grüße,
Christoph
e-Golf 300 seit 03/2018
Christoph
e-Golf 300 seit 03/2018