Die Fahrt von Stuttgart nach Görlitz

Eigentlich wollten wir nach Afrika fliegen, aber dank Covid-19 haben wir umbuchen dürfen und eine Reise im eigenen Auto durch Deutschland genommen. Angeboten wurde sie als „Oder-Neiße-Reise“ und führt von Görlitz über den Spreewald in die Uckermark um dann bei Stettin ihr Ende zu haben. Da wir bei Stuttgart wohnen, haben wir dem Reisebüro gesagt, den Hinweg schaffen wir an einem Tag, zurück bitte kleinere Etappen. Zurück ging es dann über Quedlinburg und Bamberg.

@-Bernhard- hatte irgendwo geschrieben, das Plugsurfing Plus Abo würde sich auf so einer Reise rechnen und ja, mit etwa 50kWh an ionity war die Monatsgebühr egalisiert. Also abgeschlossen und fleissig an ionity geladen, wo auch immer eine war.

Der Start war am 12. September 2020. Von Stuttgart nach Görlitz in Summe 626km. A better Routeplanner meinte mit 4-mal Laden schaffen wir das in 9,5 Stunden bei 110km/h Spitze und 15,5kWh/100km. Vollgepackt und voll geladen ging es um 7 Uhr 30 los. Uns war schon klar, dass wir Opfer des Rapidgate werden würden, aber dass es so schlimm kommen sollte….

Es ging über die A81 nach Heilbronn, dann die A6 bis Nürnberg. Immer schön mit 110km/h ACC und kein Windschatten. Weiter über die A9 bis Hof, die A72 bis Chemnitz und dann die A4 bis Görlitz. Geplante Ladestops waren Frankenhöhe Süd, Plech, an der A72 ein Autohof südlich von Zwickau und bei Dresden entweder Dresdner Tor Süd oder ein Einkaufszentrum, je nach Lust und Laune. Die ersten beiden Stopps waren absolut problemlos, wir waren die einzigen die Laden wollten und die Säulen haben einwandfrei funktioniert.

An der A72 meinte das Navi wir sollten schon ca. 30km vor dem geplanten Ladestopp die Autobahn verlassen und auf der Landstraße fahren. Beim Überprüfen stellte sich heraus, dass genau die Autobahnausfahrt zum Lader gesperrt war. Also am nächsten Rasthof raus, auch wenn das etwas zu früh war. Am Rastland Vogtland gab es genau eine verratzte Eon Säule. Die auch irgendwie nur Müll auf dem Display anzeigte und keinen Strom abgeben wollte. Die Hotline war besetzt und faselte was von Rückruf. Nach noch zweimal ab- und anstecken ging die Ladung dann doch los. Kaum im Rasthof angekommen klingelte das Handy und die Eon Hotline war dran! Wir waren beide zufrieden, dass das Laden jetzt lief.

In Dresden kam dann Rapidgate in voller Wucht, das Laden startet mit unfassbaren 20kW bei 22% SOC. Bei 32% SOC waren es noch 19kW…. Nach 49 Minuten waren 14,872kWh geladen. 70% SOC, das musste bis Görlitz reichen.

Die Ladepausen waren:

A6 Rasthof Frankenhöhe Süd, Ionity, 22,4kWh in 39 Minuten, ca. 34,5kW je Stunde




A9 Plech, Fastnet, 13,2 kWh in 29 Minuten, ca. 27,3 kW je Stunde




A72 Rastland Vogtland, Eon, 12,2 kWh in 32 Minuten ca. 22,9kW je Stunde, Allerdings bei Abfahrt immer noch 41% SOC im Auto....



A4 Dresdner Tor Süd, Ionity 14,9kWh in 49 Minuten, ca. 17,9kW je Stunde


Gegen 17 Uhr 15 waren wir im Hotel in Görlitz. Etwas langsamer als ABRP vorhersagte, dafür aber mit einem Verbrauch von 13,2kWh/100km. Bei 110km/h ACC und immer im Normalmodus und 22 Grad AC oder was nötig war. Dank Plugsurfing Plus hatten wir bereits 1€ ggü. dem "Bestpreis" an den Säulen (ionity, fastned und EON) gespart. Ein guter Tipp, kamen doch noch fast 2000km bis wir wieder zuhause warn.

Laut twitter (Daniel Bönnighausen etc.) muss das mit deutschen Bestimmungen zu Dachlasten bei Wind und Schnee zusammenhängen.

An Oder und Neiße entlang


Die eigentliche Reise bestand aus 4 Zielen an denen jeweils 2-3 Nächte verbracht wurden. Von Görlitz ging es nach Lübben im Spreewald. Von dort weiter nach Angermünde am Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und dann ins Dörfchen Ramin (20km westlich von Stettin) Wer fragen zu den Orten hat, gerne. Hier beschreibe ich „nur“ die Strecken und das Laden.

Nachdem wir mit wenig SOC und warmer Batterie in Görlitz ankamen, haben wir den Golf über Nacht und den nächsten Tag auskühlen lassen, da wir die Stadt zu Fuss besichtigt haben.

Irgendwer hat über Nacht ganz schön rekuperiert, das ist die Anzeige im Stand auf dem Parkplatz.....


Tags drauf sollte es in Zittauer Berge gehen und dafür brauchte es etwas Nachladen, da das Hotel leider keinerlei Ladeinfrastruktur auf dem Parkplatz hatte. In Görlitz gibt es 3 CCS Lader, zwei am Ortsrand Richtung A4 und eine am Bahnhof. Wir haben morgens ENSO getestet, schöner Lader, leider im Industriegebiet, die Ladeweile ist Spazierengehen, und das macht nur an einem sonnigen Tag Spass.

Abends haben wir dann in einem Einkaufszentrum einen allego TrippleCharger zum Auffüllen genommen.



Weiter ging es nach Lübben, dort war ein CCS wenige Meter neben dem Hotel, die Strecke gut innerhalb einer Batteriereichweite. Also alles ganz easy. Wir haben den Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau besucht, dort steht ein22kW AC Lader direkt beim Tourismusbüro. Wer da lädt muss keine Parkgebühr bezahlen. Als Schwabe konnte ich mir das nicht entgehen lassen


Im Hotel haben wir dann diese „Ladestelle“ gefunden und gerne kostenlos genutzt.



Von Lübben ging es nach Angermünde, eigentlich an der Oder entlang, auch auf der polnischen Seite. Die Strecke war knapp 200km und vollbepackt wollten wir eine Zwischenladung machen. Meine Frau ist recht unentspannt, wenn die Restreichweite die 50km unterschreiten.

Leider ist diese Gegend die DC-Wüste Deutschlands. Rund um Frankfurt (Oder) ist einfach gar kein CCS zu finden. Auf der polnischen Seite ist ein Orlen-Lader, der laut GE zwar kostenlos ist, aber man braucht eine polnische App, die sich aus dem deutschen Netz nicht installieren lässt. Zu viel Abenteuer. Nach einigem Suchen haben wir in Fürstenwald (Spree) einen HPC gefunden. Angeblich kostenlos. Das wären zwar 30km Umweg gewesen, aber erträglich. Und dieser HPC war der Reinfall der Reise. Eine nagelneue Anlage mit 3 HPCs, keinerlei Aufkleber/Telefonnummern dran. Verlassen und Allein im Industriegebiet. Leider hat keine Säule Strom abgegeben. Jede Karte wurde als „nicht berechtigt“ abgewiesen. Hotline gabs auch keine, jetzt musste umgeplant werden. SOC war noch gut genug, um Richtung Berlin weiter zu fahren. Die App zeigte eine EnBW Säule an der B1 bei Vogelsdorf. Auf dem Navi in die Richtung gezoomt und das Icon der eigenen POI angeklickt. Los gings.

Irgendwann kam ein Schild „Grünheide“, dann „tesla Baustelle“ und da standen wir vor der Einfahrt an der Tesla-Straße. Sehr beeindruckend. Und ich kenne Großbaustellen für Automobilwerke.


Als das Navi meinte, wir sind fast da, kam mir der Standort der EnBW Säule komisch vor. Wir sollten auf einen Kaufland Parkplatz abbiegen. Und so kamen wir zur ersten kostenlosen Säule. Natürlich hing schon ein e-Golf dran, zum Glück für mich am AC Anschluss. Ich bin zuerst falsch rum rein, das Kabel ist verflucht kurz. Beim Wenden wollte dann ein M3 die „freiwerdende“ Säule nehmen, aber ich konnte erklären, dass ich nur das Auto drehen wollte. M3 hat dann gewartet, bis ich genug geladen hatte, um weiter zu fahren.

In Angermünde steht auf einem Parkplatz an der Stadtmauer ein AC Lader, der einfach so lädt, dafür aber auch nichts anzeigt


3 Tage lang Strom für umme. Auch nicht schlecht.


Die DC-Ladewüste ist aber auch hier noch sehr ausgeprägt. Die nächste, die einigermaßen entlang der Strecke war, war in Pasewalk. Und dort gibt es gleich zwei CCS Säulen. Eine auf einem Zentralen Parkplatz, hier hing eine Zoe dran. War aber Ladenetz und wollte von mir Spontanlader 10 Euro. Dafür war noch reichlich genug SOC drin. Die andere war beim VW-Händler und angeblich nur während der Öffnungszeiten nutzbar, es war Sonntagabend… Auch dort hing eine Zoe dran. Und diese Säule konnte nur ent- oder weder. Also AC und DC ging nicht gleichzeitig. Es ist ein Aufkleber dran, man solle 5€ im Autohaus abgeben. Nun Sonntags? Nachdem die Zoe weg ging, kostenlos geladen.

Am Folgetag sollte es nach Usedom gehen, damit wir die „echte“ Ostsee erreichen und nicht nur das Stettiner Haff. In Altwarp stand eine 20kW CCS am Hafen, voll mit Spinnen und ihren Netzen. Wenn man zwischen den Fäden das Display berührt hat, kam dann auch erneut kostenlos Strom


Wir haben Usedom dank Baustelle und 8km Stau dann ausgelassen und sind zurück über Pasewalk, um nochmal dort zu laden. Diesmal war das Geschäft offen, ich habe brav meine 5€ bezahlt und nach wenigen Minuten stand der Geschäftsführer da und zeigte uns den ID.3. Er habe 2020 ca. 30 e-Fahrzeuge verkauft. Wenn der Service so gut wie dieser Eindruck ist, dann ist das eine Perle und beendet die DC-Ladewüste.


Tags darauf ging es ins nahe Stettin und mit nicht vollem Akku sollte es am Folgetag wieder Richtung Heimat gehen.

Die Rückreise, oder fast 1000km in 3 Etappen


Da wir es normalerweise auf der Rückreise etwas entspannter angehen lassen, haben wir die knapp 1000km in drei Etappen aufgeteilt. Erster Stopp in Quedlinburg, der Zweite in Bamberg.


Los ging es mit nicht ganz vollem Akku Richtung Berlin. Kurz vor Berlin in Bernau zu einer Allego Säule im Industriegebiet. Nicht besonders hübsch da. Als nächstes wollten wir zur ionity an der A10 „Am Fichtenplan“ und haben nur knapp mehr als 50% geladen. An der Raststätte „Am Fichtenplan“ haben wir etwas gegessen und getrunken und deswegen sogar bis 100% geladen. Die Abrechnung fehlt bis heute in der App. In Magdeburg haben wir einen EnBW HPC bei Burger King genommen. Allein wegen der Adresse muss man da hin „Neuer Sülzeweg“. In Quedlinburg im Hotel gabs dann den tesla Destination Charger, der aber erst von der Rezeption freigeschalten werden muss.




Am Tag darauf sind wir durch den Harz um dann an der A38 im Autohof Sangerhausen zu einem recht großen Ladepark zu kommen. 6x tesla SUC, 3x allego und 4x ionity. Und wir haben den letzten Platz am ionity bekommen, es waren schon da zoe ZE50, Jaguar e-Type und ID.3max 1st. Vor lauter Reden keine Bilder dieser Ansammlang an e-Autos gemacht (am allego stand noch ein ioniq und ein i3, am Tesla nur ein M3 oder MS, so genau hab ich nicht geschaut). Die Geschichte des ID.3 Fahrers mag ich gar nicht erzählen, das dürfte Frust beim einen oder anderen hier verursachen. Marcel kommt aus Gelsenkirchen und ist Sportler. Er hatte vor dem ID.3 einen AMG A45 und war hell begeistert vom ID.3, den er gerade in Dresden abgeholt hatte. Es ist ja der 24.9. gewesen und er war bei ID.4 Gedöns in Dresden. Bestellt hat er das Auto im August. Es ist eines der Autos, die Reservierer nicht haben wollten….

In der Spiegelung ganz am Rand grauer ID.3 dahinter der Jaguar. Die Turnschuhe gehören zum ID.3



Weiter ging es über die A71 und Thüringer Wald Nord (ionity) Richtung Bamberg. Dort kurz vorher noch eine EnBW HPC an einer OMV-Tankstelle. Endlich saubere Scheiben


Das Rapidgate hat sich nur ganz schwach gezeigt, 33-30-26 geht schlechter.

Von Bamberg nach Stuttgart war dann nur ein Katzensprung, A70-A7-A81 Laden im Riedener Wald West und Wunnenstein West. Beim Fahren durch Würzburg dann ein ID.3 mit schwedischem Kennzeichen, sehr vorsichtig unterwegs

Laut App und Bildern habe ich 298,38kWh unterwegs geladen, da fehlen ein paar AC Ladungen. We Connect hat 346,9kWh für 2596km ausgegeben, was einen Durchschnittsverbrauch von 13,35kWh/100km ergibt, Mit dem Plugsurfing Plus Abo habe ich (sollte die fehlende Ladung an der A10 noch kommen) etwa 50€ ggü. Bestpreis gespart. Wobei ich natürlich nie die ionity für 0,77€/kWh genommen hätte.




Fazit:


Die erste und letzte e-Golf Fernreise. Der e-Golf ist zum Reisen zu zweit hervorragend geeignet, nur die Batteriekühlung fehlt. Überraschender Weise gab es genau einen Ladeplatz, an dem die Säulen knapp waren. Meist waren wir ganz allein.

Würde ich es wieder machen? Sofort. Was kann man besser machen? Maximal 500km/Tag, das Rapidgate ist zu wild sonst.

Und hier noch die Statistik des Ladens:





Und ganz zum Schluss, Bamberg bei Nacht: