Michelin stellt für E-Autos optimierten Sommerreifen e.Primacy vor

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    • Michelin stellt für E-Autos optimierten Sommerreifen e.Primacy vor

      Für die Saison 2021 hat Michelin einen neuen rollwiderstandsoptimierten Sommerreifen vorgestellt. Der e.Primacy genannte Reifen soll dabei die Reichweite um bis zu sieben Prozent erhöhen, ohne dabei andere Faktoren wie etwa die Nasshaftung zu vernachlässigen.



      Bei einem Elektroauto mit einer Reichweite von 400 Kilometern soll die siebenprozentige Verbesserung bis zu 30 Kilometer an zusätzlicher Reichweite ausmachen, wie Michelin vorrechnet. Vergleichsbasis ist hier ein Reifen mit dem EU-Label A. Mit dem effizienteren Reifen könnte die Batterie bei gleicher Reichweite etwas kleiner, leichter und günstiger ausfallen. Im Vergleich zum Vorgänger Primacy 4 sank der Rollwiderstand um 27 Prozent.
      „Rollwiderstand ist seit über 20 Jahren ein wichtiges Thema – bei Verbrennern zunehmend wegen der CO2-Werte, bei Elektroautos natürlich wegen der Reichweite“, sagt Michael Ewert, Vice President Original Equipment Sales, im Gespräch mit electrive.net. „Bei Elektroautos kommen zwei Faktoren hinzu: Das hohe Anfahrdrehmoment und das meist höhere Gewicht. Das Gewicht muss der Reifen bei jedem Beschleunigen und Bremsen und in jeder Kurve auf die Straße bringen.“
      Grundsätzlich gilt: Wenn man eine Eigenschaft bei einem Reifen verbessert, verschlechtert sich eine andere. „Mit einem Elektroauto will man auch ab und zu die gute Beschleunigung genießen, aber eben auch im Alltag eine möglichst hohe Reichweite erzielen“, sagt Ewert. „Wenn ich aber auf die Trockenhaftung und den Rollwiderstand optimiere, darf ich dabei nicht Faktoren wie die Nasshaftung vernachlässigen.“

      Der e.Primacy ist als Nachfolger des Primacy 4 grundsätzlich für alle Antriebsarten geeignet, bei der Entwicklung standen aber die Elektro-spezifischen Merkmale im Vordergrund – wenn der Reifen alle Anforderung der Elektromobilität erfüllt, ist er auch für vergleichbare Verbrenner geeignet, aber nicht umgekehrt. Bei dem leisen Elektroauto ist natürlich das Thema Innengeräusch sensibler als bei dem Benziner oder Diesel. Ewert verweist aber auch auf das Außengeräusch, für das es ab 2024 neue Regularien gibt.

      Dazu kommt ein verstärkter Fokus auf die Nachhaltigkeit – angefangen in der Produktion mit dem Rohmaterial sowie dem Energieverbrauch und -quelle über eine möglichst saubere Liefer-Logistik (hier will Michelin mit Kompensationen die Auswirkungen des CO2 verringern) bis hin zum Einsatz im Fahrzeug. Dort soll der verringerte Rollwiderstand die Energiekosten senken (bei Verbrennern rechnet Michelin mit bis zu 80 Euro Kraftstoffersparnis bei 35.000 Kilometern Laufleistung im Vergleich zum Primacy 4), ein weiterer Faktor ist die Haltbarkeit. „Die beste Umweltbilanz hat der Reifen, den ich über die Lebensdauer des Fahrzeugs nie tauschen müsste“, so Ewert. „Je geringer der Verschleiß des Reifens ist, desto besser ist auch seine Ökobilanz.“

      Dafür wurde nicht nur die Gummi-Mischung der Lauffläche mit neuen, weniger verschleißenden Elastomeren angepasst, sondern auch das Profil. Das ist jetzt so ausgelegt, dass auch bei geringerer Profiltiefe (also nahe der gesetzlich vorgeschriebenen 1,8 Millimeter) noch eine ausreichende Wasserverdrängung sichergestellt ist. Rollwiderstand und Trockenhaftung verbessern sich ohnehin mit geringerer Profiltiefe.

      E-Autos fördern größere Reifenformate
      Neu ist auch die Grundkonstruktion: Die Seitenwand des Reifens schwingt weniger und erwärmt sich somit auch nicht so stark. Die Grundkonstruktion der Lauffläche besteht nur noch aus einem umlaufenden Draht statt eines Metall-Geflechts – Single-Wire-Technologie genannt. Auch hier war es das Ziel, Reibung und damit die Wärmeentwicklung im Reifen zu verringern. Da für die Single-Wire-Technologie die Produktion umgerüstet werden muss, wird der e-Primacy vorerst nur in Spanien und im Werk im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach gefertigt.

      Um für möglichst viele Fahrzeuge geeignet zu sein, will Michelin den e.Primacy in 56 Größen anbieten und dabei Felgen-Dimensionen von 15 bis 20 Zoll abdecken. „Wir haben gesehen, dass die Dimensionen bei Neuwagen immer größer werden“, sagt Ewert. „Kunden und Hersteller wollen aus Designgründen größere Felgen.“ Mit dem höheren Gewicht benötigen die Reifen aber auch ein größeres Luftvolumen – was wiederum zu größeren Reifen führt. Bei einem VW ID.3 fangen die Felgen erst bei 18 Zoll an, optional sind ab Werk 20-Zöller erhältlich – um nur ein Beispiel zu nennen.

      Im kommenden Jahr soll der e.Primacy in der Erstausrüstung bei einigen Fahrzeugen ab Werk montiert werden, laut Ewert befinden sich die Franzosen mit einigen Herstellern in Gesprächen. Aber auch auf dem Ersatzreifenmarkt soll das neue Modell zur Sommerreifen-Saison 2021 angeboten werden.
      Quelle: Info per E-Mail und Gespräch per Webcast

      Quelle: electrive.net
      Gruß
      Uwe
    • Gut, beim Rollwiderstand wird es also vielleicht demnächst wie bei Kühlschränken A+, A++ usw. geben. Ich weiß nur nicht ob es zeitgemäß ist, in der aktuellen Klimasituation in vielen Regionen Deutschlands zwei Radsätze zu benutzen. Es geht ja nicht nur ums Geld, sondern auch um die Lästigkeit. Will sagen, wird Zeit, dass mal ein Ganzjahresreifen mit Rollwiderstand A auf den Markt kommt.

      Noch besser wäre, wenn man ein Referenz-Szenario mit Rollwiderstand 0 definieren würde, an dem sich sämtliche Rollwiderstands-Werte orientieren müssten. Bisher ist es nämlich nur so, dass der Rollwiderstand im Vergleich mit Reifen der selben Größe ausgewiesen wird. Dann würde klarer sein, der größere und breitere Reifen wird tendenziell schlechter abschneiden.