Seit der E-Golf vor 3,5 Jahren zu uns gestoßen ist, hat er Pflichtbewusst seine Aufgaben im Pendelverkehr zur Arbeit und etwaige Familienausflüge klaglos gemeistert.
Aber wie es so ist, die Kinder werden größer und der Platz hinten war von Anfang an für 3 Kinder eher eng bemessen.
Kurzum, der in die Jahre gekommene Berlingo sollte einen würdigen, elektrischen Nachfolger erhalten.
Gar nicht so einfach ein elektrisches Gefährt zu finden, das auch mal Platz für mehr als 5 Personen bietet.
Gesucht war also mehr oder weniger ein elektrischer Sharan, derzeit noch eher eine vernachlässigte Fahrzeugkategorie.

Lange Zeit war hier der Buzz mein Hoffnungsträger, aber leider zögert sich dessen 7-Sitzerausführung wohl noch einige Zeit hinaus.
Was mit dem Umweltbonus in den nächsten Jahren passiert? Wo die Preise sich generell hin entwickeln? Irgendwie alles unsicher in diesen Tagen.

Deshalb hatte ich seit einigen Monaten die größeren und kleineren Stellantis Vans Derivate unter Beobachtung.
Waren immer mal wieder preislich interessante Angebote dabei, aber irgendwas gabs dann doch wieder daran auszusetzen, oder jemand war schneller als wir.

Es kam wie es kommen musste.
Pfingstferien, zweiter Urlaubstag, morgens kurz vor dem Frühstück. Sachen packen für die Wanderung durch die Heide.
Kinder nölen, Schuhe sind noch nass, Lieblingskuscheltier unauffindbar, Marmelade hat die falsche Konsistenz.

Vater wieder nicht bei der Sache, hat gerade ein tolles Angebot entdeckt, fast Vollausstattung, wenig Kilometer.
Also ran ans Telefon und ab geht die Lutzi – Denkste.
Hatten wohl auf einem dieser weißen Flecken im deutschen Mobilfunknetz gebucht.
Und so kam es, dass die ersten Anbandelungsversuche mit dem Autohändler via WhatsAPP , Email, Rauch- und Morsezeichen getätigt wurden.

Er wird sich sicher seinen Teil gedacht haben, aber er nahm Notiz von unserem SOS aus der Heide und reservierte das Fahrzeug bis nach unserem Urlaub.
Wir genossen also noch selbigen und regelten den Schreibkram dann in den Tagen danach.

Samstag 25.6 war es dann soweit, meine letzte Ausfahrt für den Berlingo führte via A6, A7 und A71 nach Erfurt.
Nach 25 Jahren mit Verbrennern in der Garage, ein letztes Mal für 12 Euro nachgetankt, 1.99€ der edle Tropfen.
Der Abschied von der netten Tankstellenbesitzerin fiel ein wenig emotionsloser aus, als die damalige E-Golf Werbung suggerieren möchte.

Die Hinfahrt war relativ unspektakulär, hab sogar noch etwas Glück gehabt.
Dank Brückenarbeiten vor dem Rennsteigtunnel, zwangsabgeleitet von der Autobahn und noch in der örtlichen Walachei herumgeeiert.
Notiz an mich – Ladeplanung überprüfen.

Angekommen am Autohaus, konnte ich direkt neben dem Objekt der Begierde parken.
Ein schnelles Erinnerungsfoto mit beiden und dann ab, die restlichen Unterschriften und den Dokumentenaustausch leisten.

Es sollte also ein Opel Zafira E werden, mit 75kwh Akku und fast Vollausstattung, 8 Sitzplätzen und knapp 5 Meter Länge.
Schon ein ganz schönes Schiff, ein Q7 Plugin ist länger.
Das schöne am Zafira ist, es erinnert mich vieles an den E-Golf.
Schalter und Knöpfe geben kein Rätsel auf, analoge Instrumententafel, Navigation ohne Ladeplanung, Verbrenner Umstieg ohne Fragezeichen, Autowelt anno 2012.
Vmax 130km/h, wer braucht da schon ein Tempolimit, Reisegeschwindigkeit wird somit wie beim E-Golf 110km/h sein.
Und dann sollten damit auch rund 250 Kilometer mit Kilometerreserve möglich sein.
Dies galt es nun auf der Rückfahrt zu verifizieren.

Ein Stopp sollte somit ausreichend für die 300 Kilometer sein, deshalb steuerte ich auf halber Strecke den neuen EnBW Ladepark in Oerlenbach an (152km, 47% Rest, 24.1kwh/100km).
Gefällt mir sehr, was EnBW da in letzter Zeit so auf die Beine stellt. Toilettenzugang und eine kleine Sitzmöglichkeit wäre noch schön gewesen, befand auch
die sympathische Familie mit Kleinkind, die mit dem Taycan auf Durchreise war.

Anschließend noch aus Jux und Dollerei bei Fastned Uffenheim (hey da sind ja wieder PV-Module rauf montiert) und Ionity Ohrenbach vorbeigefahren und einen Ladetest durchgeführt.
Soll ja schon vorgekommen sein, dass die eine oder andere Säule mit gewissen E-Autos rumzickt.
Hier war es nicht der Fall.

So, genug geschrieben zu einem Fahrzeug, dass sich die wenigsten hier auf den Hof stellen würden.

Mein Fazit:
Für den täglichen Alltag ein perfekter Begleiter, mit genügend Platz um mal Freunde oder Großeltern mit auf die Reise zu nehmen.
Für die Langstrecke mag es durchaus schnellere Alternativen geben, aber nicht zu diesem Preis oder in dieser Größe bzw. beides.
Die erzielte Ladeleistung, Verbrauch und Reichweite waren in etwa so erwartet worden und sind dann doch dank des etwas aerodynamisch geformten Schrankformats halbwegs vertretbar.
Damit steht nun einem ersten Familienpraxistest zum Sommerurlaub an der Ostsee nichts mehr im Wege.

Wenn gewünscht, kann ich hier darüber berichten.
Der E-Golf bleibt natürlich in der Familie bzw. mein Gefährt.
Mit dem Maßanzug lässt es sich schöner um die Kurven räubern