Elekrifizierung der Landtechnik

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    • Elekrifizierung der Landtechnik

      Ich möchte Euch ein bisschen an meinen Eindrücken von der Agritechnica in Hannover teilhaben lassen, der weltweit führenden Messe für Agrartechnik.

      Das Thema Elektrifizierung ist auch in der Landtechnik durchaus präsent und es gibt Lösungen, die sich bisher allerdings eher auf den Einsatzbereich der Hofarbeiten oder Pflegearbeiten begrenzen:




      Nachdem John Deere vor sechs Jahren ja eine BEV-Studie eines schweren Ackerschleppers präsentiert haben, zeigen sie wirklich kreative Lösungen bei denen man den elektrischen Antrieb nur für bestimmte Einsatzzwecke nutzt und sonst den Diesel:


      Fendt war ja ebenfalls vor sechs Jahren schon mit den ersten Modellen Ihres V100e auf der Messe vertreten, welcher aber nie käuflich war sondern, vereinfacht ausgedrückt, lediglich ausgewählten Betrieben und Kommunen zur Verfügung gestellt wurde. Die Idee eines Range-Extenders ist ja nicht wirklich neu, die Umsetzung aber anders, als ich es von BMW i3 kenne.


      Die schweren Arbeiten, wie z.B. pflügen stellen aufgrund der Energieintensivität nach wie vor eine große Herausforderung dar, bei der Suche nach alternativen Antrieben. Hier gehen die Entwicklungen laut Aussage eines Mitarbeiters von Deutz stark in Richtung Wasserstoff.

      Auch wenn ich aus der praktischen Landwirtschaft mittlerweile raus bin und ich mich beruflich um das Wohlergehen von Kindern statt Rindern kümmere, finde ich es nach wie vor spannend, wie sich die Technik entwickelt.
      Gruß, Dominik

      e-Golf in White-Silver Metallic
      Bestellt am 21.10.2017, produziert am 22.08.2018, abgeholt in WOB am 29.10.2018

      5. Internationales e-Golf-Treffen 2020 in Heilbronn.
    • ride the lightning schrieb:

      Die schweren Arbeiten, wie z.B. pflügen stellen aufgrund der Energieintensivität nach wie vor eine große Herausforderung dar, bei der Suche nach alternativen Antrieben. Hier gehen die Entwicklungen laut Aussage eines Mitarbeiters von Deutz stark in Richtung Wasserstoff.
      Verständlich, dass da Batterien weniger eine Rolle spielen. Stell dir mal vor, wenn ein Feldhäcksler 400 kW Leistung hat, das wären an einem Erntetag dann etwa 6000 kWh. Das ginge höchstens mit Wechselakkus und Zubringerfahrzeugen. Es stünde von Kostenaufwand zusätzlicher Akkus, extra Zubringerfahrzeug und Arbeitskraft, Ladeinfrastruktur etc, bei den wenigen Stunden Einsatz pro Jahr in keinerlei Verhältnis zur Einsparung von Diesel. So etwas könnte man machen, wenn es keine flüssigen Kraftstoffe mehr gäbe auf der Welt, aber anders wäre das einfach nur eine Geldvernichtung.

      Wasserstoff könnte eine Lösung sein, aber auch da frage ich mich: warum? So lange man noch Erdöl fördert, gibt es sinnvollerer Stellen, an denen man auf fossile Brennstoffe verzichtet. Besonders so lange man noch irgendwo aus Methan noch Wasserstoff herstellt. Das kann mal eine Technik sein, wenn wir nichts anderes mehr haben oder wollen, aber im Moment nur ein Proof of Concept und nie wirtschaftlich. Da stellt sich sogar die Frage, ob in diesem Sektor nicht die ähnlich ineffizienten e-Fuels die bessere Lösung wären, die kann man wenigstens leicht transportieren und lagern und haben eine sehr hohe Energiedichte, wodurch man klassische Tanks nutzen könnte statt riesiger und teurer Wasserstofftanks.
      Gruß,
      Stephan

      Kraft macht keinen Lärm, sie ist da und wirkt. - Albert Schweitzer
    • Ich bin mir der Problematik absolut bewusst, ich war lange genug als Landwirt in der Praxis tätig und kann schon noch einschätzen, wie intensiv ein Prozess in Bezug auf Energie und sonstige Betriebsmittel einzuschätzen ist. Spannend ist aus meiner Sicht aber zu sehen, in welchen Bereichen alternative Antriebe und speziell der elektrische Antriebsstrang auch in der Landwirtschaft oder im Kommunalbereich eingesetzt werden kann und diese Entwicklung zu beobachten. Zumal auch dort mit Sicherheit politische Entscheidungen zu den Themen „Transformation der Mobilität“ und „Vermeidung von Emissionen“ zum tragen kommen. Alternative Stromerzeugung und somit auch ein kleines Stück mehr an Unabhängigkeit von Betriebsmitteln gäbe es in der Landwirtschaft durch Wind, Sonne oder Biomasse ja auf so manchen Betrieben.

      Aber klar, es gibt einfach Bereiche, da ist der Diesel bisher noch nicht zu ersetzen, sei es bei der Grundbodenbearbeitung, sei es bei der Ernte. Ein Feldhäcksler mit 400 kW Leistung gehört dabei ja auch schon eher zu den kleineren Modellen.
      Gruß, Dominik

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      5. Internationales e-Golf-Treffen 2020 in Heilbronn.
    • ride the lightning schrieb:

      Zumal auch dort mit Sicherheit politische Entscheidungen zu den Themen „Transformation der Mobilität“ und „Vermeidung von Emissionen“ zum tragen kommen.
      Ja, das kann da eine große Rolle spielen. Vor allem an Stellen, wo der Aufpreis und zusätzlicher Aufwand jetzt nicht so exorbitant ist.


      ride the lightning schrieb:

      Alternative Stromerzeugung und somit auch ein kleines Stück mehr an Unabhängigkeit von Betriebsmitteln gäbe es in der Landwirtschaft durch Wind, Sonne oder Biomasse ja auf so manchen Betrieben.
      Das wiederum halte ich nur für ein ständig wiederkehrendes Scheinargument. Wei das Bestreben von Leuten einen hohen Autarkiegrad zu haben. Was bringt es denn dem Bauern, wenn er im Jahr 1 Mio kWh mit Solar herstellt, aber wenn er im Oktober erntet gerade keine Sonne scheint, wenn er die Akkus laden müsste? Ohne Netz funktioniert das nie. Man ist nicht ein kleines Stück unabhängig. Entweder man ist es, oder man ist es nicht. Wie schwanger oder tot.
      Gruß,
      Stephan

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    • Outsider64 schrieb:

      Das wiederum halte ich nur für ein ständig wiederkehrendes Scheinargument. Wei das Bestreben von Leuten einen hohen Autarkiegrad zu haben. Was bringt es denn dem Bauern, wenn er im Jahr 1 Mio kWh mit Solar herstellt, aber wenn er im Oktober erntet gerade keine Sonne scheint, wenn er die Akkus laden müsste? Ohne Netz funktioniert das nie. Man ist nicht ein kleines Stück unabhängig. Entweder man ist es, oder man ist es nicht. Wie schwanger oder tot.
      Ich kann Deine Sichtweise verstehen, da sie weniger komplex und dadurch kalkulierbarer und mit weniger Risiko behaftet ist. Ich sehe die Thematik allerdings etwas differenzierter und nicht ganz so binär. Ich denke, dass es aus betriebswirtschaftlicher Sicht durchaus sinnvoll sein kann, auch in variablen Anteilen ein bisschen unabhängiger von externen Faktoren zu sein. Man kann es sich ja durchkalkulieren, es muss ja nicht immer ganz oder gar nicht sein, solange es betriebswirtschaftlich darstellbar ist. Teilerfolge können auch schon ganz ok sein. Und gerade in der Landwirtschaft decken sich die Spitzen des Solarertrages mit den Arbeitsspitzen oftmals. Da gäbe es sicherlich Szenarien, in denen so eine saisonale Naturalentnahme von eigen erzeugtem Strom sich positiv auf das Unternehmensergebnis auswirken könnte. Solche Entscheidungen zu treffen sind ja genau das, was in der (landwirtschaftlichen) Unternehmensführung als „unternehmerisches Risiko“ bezeichnet wird und sich entsprechend auf das Unternehmensergebnis auswirkt.
      Den Grad der Abhängigkeit darf ja jeder Betriebsleiter, in Abhängigkeit der individuellen betrieblichen Voraussetzungen, glücklicherweise noch für sich selbst entscheiden.
      Gruß, Dominik

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    • Natürlich gibt es Szenarien, in denen sich eine Teilnutzung der erzeugten Energie lohnt. Das wird ja auch schon gemacht. Solar für die Rührwerke von Biogasanlagen profitieren da zum Beispiel recht gut. Manche Tätigkeiten kann man auch recht gut gezielt zu Sonnennstunden anstoßen, bei uns wäre das früher z.B. die Schrotmühle gewesen oder die Reinigung der Melkabsauganlage.

      Nur was hat das mit Autonomie zu tun? Autonom bedeutet unabhängig und das ist man nicht. Man braucht immer das Netz und hat nur etwas weniger Bezug.

      Und besonders beim Thema Energie für Erntemaschinen was wir eigentlich hatten, kann man sehr wenig der selbst erzeugten Energie dafür nutzen, weil in kurzer Zeit sehr viel nötig ist und viel davon auch zu Zeiten in denen keine oder we ich Sonne scheint.

      Vielleicht gibt es irgendwann ja mal bezahlbare Power to liquid Anlagen, dann könnte das anders aussehen. Dann würde der stationäre Tank mit Sonnenschein und Wind wieder voller und kann bei Bedarf dann wieder genutzt werden. Das könnte ich mir sogar eher vorstellen als batterieelektrische Erntemaschinen. Aber auch das wäre dann keine Elektrifizierung.

      So lange die kWh aus Diesel weniger kostet als die aus Ptl, oder Strom aus dem Akku wird Diesel genutzt werden. Die kWh mechanischer Leistung aus Diesel kostet den Landwirt aktuell etwa 40 Cent. Wenn man Strom kauft für BEV Erntemaschinen, würde sich der Preis für den Akku nie amortisieren. Der für die teureren Fahrzeuge auch nicht. Ich habe mal gehört, dass elektrische LKW und Busse etwa das 2,5-fache von konventionellen kosten.
      Gruß,
      Stephan

      Kraft macht keinen Lärm, sie ist da und wirkt. - Albert Schweitzer
    • Möglicherweise hast Du im Eifer der Diskussion überlesen, dass es mir auch lediglich um ein „kleines Stück mehr an Unabhängigkeit“ geht. Zitiert hast Du mich jedenfalls korrekt. Die komplette Autarkie habe ich nicht ins Spiel gebracht, da ich mir dieser Utopie durchaus bewusst bin. Wie gesagt, ich bin kein Freund von binärem Denken.

      Die Diskussion war ja nicht nur über Erntemaschinen und schwere Zugarbeiten im speziellen, wo es derzeit einfach keine alternativen Möglichkeiten zum Diesel gibt, sondern auch über leichtere Einsätze wie Pflege oder Hofarbeiten. Dass komplette Unabhängigkeit in diesem Kontext und bei der bisher zur Verfügung stehenden Landtechnik nicht möglich, bzw. betriebswirtschaftlich nicht darstellbar ist, steht für mich nicht zur Debatte. Das habe ich so ja auch zu keinem Zeitpunkt erwähnt oder in Zweifel gezogen.

      Ich finde es jedenfalls schön, dass Du auch die Begrifflichkeit der von mir so genannten „Teilerfolge“ durch eigene praktische Beispiele mit Leben füllen kannst und bin wirklich froh, mit Dir einen kompetenten und konstruktiven Ansprechpartner zur Agrartechnik in diesem Forum zu haben.
      Gruß, Dominik

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    • Zum Thema Autarkie bzgl. Strom auf den Höfen durch Selbsterzeugnis kann ich noch beisteuern, dass mir ein befreundeter Landwirt (mit PV auf dem Stall) berichtete, dass für ihn das größte Problem sei, dass er den im Sommer erzeugten Strom nicht mit in den Winter nehmen könne, wo er ihn eigentlich braucht. Also sowas wie ein Langzeitspeicher fehlt, was ich auch als interessante Idee sehe.