Unser "nachhaltiger" Alt-Verbrenner

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    • Unser "nachhaltiger" Alt-Verbrenner

      • 21 Jahre
      • 302.800 Km
      Das sind die einfachen Zahlen zu unserem Golf IV 1.6 16V. Eigentlich schön, wenn ein Stück Technik so lange hält und genutzt wird.

      • 57 Tonnen CO2
      • 22.000 Liter Super Plus (ja, das Ding braucht 98 Oktan)
      • 31.000 Euro Energiekosten.
      • 10.000 Euro Wartung, Versicherung, Steuern
      Das sind die anderen Zahlen. Der Anschaffungspreis lag 2003 bei runden 20.000 Euro. In den letzten 21 Jahren hat das Auto also in Summe bereits 61.000 Euro gekostet. Wir machen uns das vielleicht gar nicht oft genug wirklich bewusst, was ein Auto für Kosten nach sich zieht.

      Je älter das Auto wird, desto mehr rächt sich die Verbrennertechnologie am Geldbeutel. Während die Karosserie und Fahrwerkstechnik an dem alten Gefährt immer noch in Ordnung ist, rebellieren Motor und Abgassystem beharrlich gegen die Nachhaltigkeit.

      Es ist ein totaler Irrglaube, dass ein lange genutzter Verbrenner irgendwie nachhaltig wäre. Die Menge an CO2, die das Auto fortwährend in die Atmosphäre pustet und bereits gepustet hat, ist für das kleine Fahrzeug schon immens.

      Aber um es einmal zu zeigen, was für den Weitererhalt des alten Autos nötig ist, kommt hier mal ein kleiner aktueller Bericht:
      Die Motorkontrollleuchte ist an. Im Fehlerspeicher sind mehrere Einträge zum AGR Durchfluss und Differenzdruck und der Lambdawert ist mit 1.035 zu hoch. Das Gemisch ist zu mager. Um eines vorwegzunehmen: Unser Ältester ist KFZ-Mechatroniker und hat das ganze Thema - gottseidank - voll im Griff. Jedenfalls steht demnächst wieder der TÜV an und in dem Zustand ist natürlich an TÜV nicht zu denken.
      Bestandsaufnahme:
      - AGR Ventil hängt und ist verkokt.
      - Dichtung AGR Rohr defekt, zieht Falschluft
      - Kurbelgehäuseentlüftung Ölabscheider defekt, Schlauch porös zieht Falschluft
      - Durch den dadurch entstandenen Unterdruck, hat der Motor viel Öl verbrannt
      - Die Ölkohle, die sich dabei gebildet hat, hat beide Katalysatoren zugesetzt.
      - Drosselklappengehäuse verkokt
      - Saugrohrdrucksensor verkokt
      - Mittelkat ist vollkommen zerstört
      Rechnet man nur die Preise der originalen VW Ersatzteile zusammen, also Krümmerkat, Mittelkat, KGE, AGR, 2x Lambda und das ganze "Kleinzeugs" sind wir schon bei 4.000 Euro brutto. Mit Arbeitszeit landen wir dann nach VW Preisen bei runden 5.600 Euro. Das Auto wäre also ein wirtschaftlicher Totalschaden und keiner der bei trost ist, investiert soviel Geld in einen Motor mit einer Laufleistung von 302 TKm. Glücklicherweise muss der Große nur einen Bruchteil davon für Ersatzteile bezahlen und legt selbst Hand an. Das gute alte Stück ist also mal wieder am Leben gehalten worden und vielleicht erreicht es noch die 400 Tkm.

      Diese ganzen Dinge zeigen einem aber mal wieder ganz wunderbar, wie störanfällig die Verbrennertechnik ist und was für ein Geldgrab ein altes Verbrennerauto in Wahrheit ist. Nach VW Preisen sind wir also nun schon bei 66.600 Euro. So ein Auto wird vom Handel nicht mehr angekauft. Das einzige Angebot war vom Schrottplatz für 250,- Von dort wäre der Golf nach Afrika verschifft worden (Auskunft des Schrotthändlers) und würde wie selbstverständlich ohne Kat solange fahren, bis nicht mehr reparabel ist und damit weiter die Umwelt belasten. So ist es mir also schon lieber, dass der Golf mit 2 nagelneuen Katalysatoren bestückt, wieder die Abgasnorm einhält und TÜV bekommen hat.

      Trotzdem: Auf diese lange Zeit gerechnet, wäre jedes E-Auto erheblich günstiger gewesen, selbst wenn man zwischendurch 1x die HV Batterie komplett hätte tauschen müssen.
      Nun ist der Motor - auch wenn er aktuell sehr gut läuft - mit seiner Laufleistung schon ziemlich am Ende. Sollte der Verbrenner dann nicht mehr zu retten sein, wäre es eigentlich mal Zeit für den Umbau auf E-Antrieb.
      Gruss, Matz
    • EV66 schrieb:

      Diese ganzen Dinge zeigen einem aber mal wieder ganz wunderbar, wie störanfällig die Verbrennertechnik ist und was für ein Geldgrab ein altes Verbrennerauto in Wahrheit ist.
      Wobei ein Elektroauto nach 21 Jahren Betrieb - wenn wir ehrlich sind - auch nicht günstiger gewesen wäre. Klar, die Anschaffungspreise von vor 21 Jahren können wir nicht mehr mit den heutigen vergleichen, aber insgesamt bist Du finanziell noch echt gut gefahren (sicherlich durch Ersparnisse, weil viel selbst gemacht wurde statt in der Werkstatt).
      Und ob unsere Akkus 21 Jahre durchhalten würden, sei auch mal dahin gestellt. Wir wissen zwar, dass sie normalerweise länger halten als die 8 Jahre, die üblicherweise Garantie gegeben werden, aber ob 20 Jahre drin sind? Das wird sich zeigen müssen.
      Grüße Andreas

      Ich: ID.4 Blue Dusk Metallic, bestellt 21.01.22, Abholung 02.02.23, Softwareverbund 8 (ID-Software 3.2.0)
      Frau: eGolf 300

      Strom: 100% CO2-frei. Seit November 2019 PV mit 7,0 kWp, Rest über Ökostromanbieter.
      Energieplushaus, Heizung/Warmwasser CO2-frei über Wärmepumpe.
    • Ich denke nachhaltiger kann der alte Verbrenner höchstens dann sein, wenn man nur wenig damit fährt. Bei viel Laufleistung überwiegt sonst tatsächlich das erzeugte CO2 aus dem verbrannten Sprit. Aber wenn man sich dann aus Umweltschutzgründen entscheidet das Auto wegzutun, müsste man auch konsequent sein und es nicht jemand verkaufen, der dafür sorgt dass es in Afrika weitere 500.000 km läuft, sondern dass es tatsächlich in die Presse kommt und dadurch nicht mehr auf die Straße kommt.

      Bei den Reparaturkosten glaube ich aber nicht, dass sich Verbrenner und Elektro groß was geben. Klar sind die von dir aufgezählten Komponenten alle Verbrenner spezifisch. Aber lass mal ein Elektroauto 20 Jahre alt werden. Da kommen dann halt neben den befürchteten Kosten für einen neuen Akku noch Dinge wie DC/DC Wandler, Motorumrichter, BMS, Wärmepumpe, Elektroheizung, Ladegerät, Kabelbaum, Ladebuchse, ... Bei nichts davon wirst du weniger als 4-stellig Reparaturen bezahlen. Teils sogar weit 4-stellig. Und im Gegensatz zu den Verbrenner Komponenten wird so gut wie kaum noch jemand in der Lage sein, diese Dinge selbst zu reparieren. Die Kosten um Autos zu erhalten, werden deutlich steigen, was den Energiekostenvorteil wieder zunichte macht. Unterm Strich könnte es allein deshalb teurer werden, weil die Autos kürzere Lebensdauern haben werden und dadurch der Anschaffungspreis auf weniger Jahre gerechnet werden muss. Ein neuer Verbrenner hätte auch etwa 40% weniger Benzinverbrauch wie dein Beispiel, was die Berechnung nochmals anders aussehen lassen würde.

      Das hier soll jetzt kein pro Verbrenner Betrag werden, aber ich möchte zeigen, dass man BEV nicht sooo positiv sehen sollte, wie das manche tun.
      Gruß,
      Stephan

      Kraft macht keinen Lärm, sie ist da und wirkt. - Albert Schweitzer
    • Schöne Aufzählung. Ich ergänze noch um den Preis pro gefahrenen Kilometer:
      66000Euro durch 302800Kilometer ergeben weniger als 0.22 Euro pro Kilometer.
      Mein mittlerweile über 10 Jähriges Motorrad kostet mich einiges mehr pro gefahrenen Kilometer. ;)
      Mit e-Golf Model 2016 in Betrieb seit 28.12.2015 am 1. e-Golf Treffen am Bodensee, am 2. in Moers und am 3. in Hann. Münden dabei gewesen :thumbup: :musicextrem: